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Archiv-Artikel

Tausende fromme Kinderbücher

betr.: „Religiöse für Verbot von Religionskritik“

Da gibt es erstmalig ein (!) humanistisch-aufklärerisches Buch für Kinder (dem tausende und abertausende von frommen Kinderbüchern gegenüber stehen). Und schon bekommen die Vertreter der etablierten großen Religionen Angst, die Deutungshoheit über die Kinderzimmer zu verlieren. So als hätten konfessionslose Eltern nicht auch ein Recht, ihren Kindern die Bücher zu schenken, die sie für richtig erachten; so als würden strenggläubige Eltern irgendwie gezwungen, ausgerechnet das liebevoll gemachte kleine Ferkelbuch ihren Sprösslingen auf den Gabentisch zu legen.

Leider verkürzt die Darstellung in der taz die Dimensionen der Auseinandersetzung, indem fast nur fromme Sprecher religiöser Institutionen zitiert werden. Wirklich geärgert hat mich aber, dass das Bild aus dem Kinderbuch nur „kastriert“ dargestellt wurde. Wer das Original nicht kennt, könnte glauben, hier würde der arme Bischoff einseitig vom Rabbi traktiert. Tatsächlich ist das Bild doppelt so breit, und vermittelt eine ganz andere Botschaft: Der Rabbi attackiert den Bischof mit einer Papierrolle, der Bischof schlägt mit der Bibel dem Mufti auf den Kopf, und der Mufti versucht wiederum, dem Rabbi den Fuß zu verdrehen. Jeder drangsaliert jeden. Ganz am Rande sieht man, wie Schweinchen und Igel, verschreckt ob solch interkonfessionellen Dialogs, entsetzt davonschleichen.

EUPHROSINE CHRISTIG, Aschaffenburg