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Tauschbörse Qtrax fehlen die RechteRückzieher bei Kostenlos-Downloads

Im Tauschnetz Qtrax wollte ab dieser Woche Songs aller großen Plattenlabels zu finden sein - kostenlos und werbefinanziert. Dumm nur, dass die Musikkonzerne nichts davon wusste.

Großprächtig und professionell angekündigt: die Beta-Version von qtrax. Bild: screenshot qtrax.com

Die Meldung schaffte es innerhalb weniger Stunden sogar in die großen Nachrichtenagenturen: Qtrax, eine Firma aus New York, kündigte am Wochenende auf der Medienmesse "Midem" im französischen Cannes an, sie werde in den nächsten Tagen einen neuen Dienst starten, über den die Nutzer bis zu 25 Millionen Musikstücke herunterladen könnten. Das Spektakuläre an dem Angebot: Alle diese Titel sollten kostenlos und trotzdem legal angeboten werden, finanziert über Online-Werbung. Dazu habe man Verträge mit allen vier großen Plattenfirmen ("Majors") abgeschlossen und besitze die entsprechenden Rechte für den Vertrieb.

Das Dumme an der Nachricht: Es handelte sich um eine Falschmeldung - eine Fehlzündung seitens Qtrax. Wie die Labels Warner und Sony BMG schnell in Reaktion auf die Ankündigung mitteilten, existierten noch gar keine entsprechenden Abkommen. Insidern zufolge habe es bislang allein Vertragsverhandlungen gegeben. Eine frühere Lizenzvereinbarung, die beide Plattenfirmen und ihr Mitbewerber EMI mit Qtrax hatten, habe hingegen nur den Verkauf von Titeln umfasst, nicht die Werbefinanzierung samt Kostenlosvertrieb. Schließlich musste Qtrax einräumen, dass man tatsächlich noch verhandele, aber hoffe, sehr "bald eine Einigung" zu erzielen. Derweil sorgte der Andrang auf der Qtrax-Website dafür, dass diese in die Knie ging. Eine von der Firma verteilte Client-Software war zwischenzeitlich zwar herunterladbar, bot die erhofften Funktionen aber schlicht noch nicht an. Sie sollte der Firma eigentlich das Einblenden von Werbung beim Suchen nach Musik und dem Download ermöglichen.

Der Vorfall Qtrax zeigt, wie undurchsichtig die aktuelle Lage in Sachen Online-Musik ist. Nachdem Apple mit iTunes sowie diverse andere Internet-Song-Verkäufer inzwischen recht gute Geschäfte im Netz machen, reicht dies Branchenbeobachtern zufolge längst noch nicht, das stetig wegbrechende Geschäft mit CD-Alben zu kompensieren. Musikkonzerne wie EMI müssen Mitarbeiter entlassen und den Gürtel enger schnallen. Gleichzeitig wird überlegt, wie man mit der Situation im Internet besser umgehen kann, um hier mehr Umsätze zu generieren.

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