„Tatort“ aus Ludwigshafen: Arrivederci, Kopper
In seinem letzten Fall wird Kommissar Kopper selbst zum Mörder und bändelt mit der Mafia an. Trotzdem: Es ist ein würdiger Abschied für den Darsteller.
Ein Sandweg. Ein Auto der Carabinieri rast ins Bild und zieht eine Staubwolke hinter sich her. Giftfässer werden aus einem Stollen geholt. Ein Polizist geht in die Höhle, in der Hand sein Smartphone. Eine Liveschalte nach Ludwigshafen. Dort, in der der JVA, sitzt ein Kronzeuge, der gegen die Mafia aussagen will. Der Carbinieri im Stollen findet zwei Skelette: Der alte Boss des Clans und dessen Freundin, sagt der Kronzeuge. Er möchte nun aber doch lieber wieder in seine Zelle. Als dort die Handtücher verteilt werden, sind in seines ein Strick, eine Rasierklinge und ein Foto seiner Familie eingewickelt. So endet ein Mafialeben.
Szenenwechsel: Mario Kopper (Andreas Hoppe) läuft in seinen alten Kumpel Sandro (Michele Cuciuffo), der einst mit seiner Mutter nach Sizilien zurückgegangen ist. Vor gut 40 Jahren hatten sie sich zuletzt gesehen. Damals, als die Hosen noch ordentlich Schlag hatten und in Ludwigshafen „Der Pate II“ im Kino lief. Jetzt erstmal in eine Kneipe, ein paar Grappa, ein paar Erinnerungen aufwärmen. Doch dann kommt jemand rein, will etwas von Sandro, zieht seine Waffe, bumm, bumm. Der zweite Schuss kam von Kopper. Er hat den ungebetenen Gast erschossen. So endet noch ein Mafialeben.
Und Kopper und Sandro hauen ab. Nicht die allerbeste Entscheidung, wenn man Polizist ist. Doch Kopper traut Sandro. Der will auch Kronzeuge werden, gegen die sizilianische Mafia namens Stidda aussagen, bei der er – laut eigener Aussage – als Steuerberater zu tief in die Bücher geblickt hat. Doch was spielt Sandro wirklich?
Patrick Brunken (Buch) und Roland Suso Richter (Regie) bereiten Kopper einen würdigen Abschied. Klar, der Sizilianer, der irgendwann halt doch von der Mafia eingeholt wird, ist ein plumpes Klischee, doch schafft es der Film – ohne Familienkitsch und für einen Abschiedsfilm mit angenehm wenig Gefühlsduselei – ein Thema zu setzen, das in Deutschland fast vollständig ignoriert wird: die Mafia.
Ludwigshafen- „Tatort“: „Kopper“, So., 20.15 Uhr, ARD
Sandro erzählt in seinem Video, mit dem er sich quasi fürs Zeugenschutzprogramm bewirbt, wie es lief und läuft: In den 90ern kam der Giftmüll der chemischen Industrie, „Tonnen von Gift aus Germania“, von Ludwigshafen nach Kalabrien oder Sizilien, da wurde er dann in Stollen oder im Meer verklappt. In Ludwigshafen war die Industrie mit ihren Abfällen und in Italien die Mafia mit ihrer Skrupellosigkeit. „Die Achse des Todes“, sagt Sandro, würden italienische Zeitungen die Verbindung zwischen Ludwigshafen und Sizilien nennen.
Back in business
Und jetzt, da der ganze Abfall wieder in die andere Richtung gekarrt wird, zurück nach Germania, um ordentlich entsorgt zu werden (so weit das überhaupt möglich ist), ist die Mafia wieder im Geschäft.
Derweil ermitteln Johanna Stern (Lisa Bitter) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), was den Toten aus der JVA und den Toten aus der Kneipe miteinander verbindet. Drohungen inklusive: mal klassisch mit einer Patrone auf dem Amaturenbrett, mal ungewohnt liebevoll mit Gebäck vor der Haustür – „ein Gruß von den Toten“ an die zwei kleinen Kinder von Stern.
Natürlich weiß Odenthal bald, dass Kopper in den einen Mord verwickelt ist, dass er in Schwierigkeiten steckt. Man ermittelt schließlich seit 1996 zusammen.
57 „Tatort“-Folgen hat Andreas Hoppe den Mario Kopper gespielt. Der Fall, der den Namen seines Charakters trägt, ist der letzte. „Mario, das ist alles eine große Scheiße“, flucht Odenthal. „Ich weiß“, grummelt Kopper. Immerhin ist dieser Krimi ein würdiger Abschied.
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