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Tastaturen Auch professionelle Schreiber sind nicht unfehlbar. Die taz-Korrektur beweist das jeden TagAll die fielen Vehler

von Martin Reichert

In der taz macht ja bekanntlich jeder, was er will. Wenn da nicht die Korrektur wäre: Am Ende, ganz am Ende – also bevor die Zeitung in den Druck geht – sind es die KollegInnen aus der Korrekturabteilung, die RedakteurInnen und SchreiberInnen vor dem Schlimmsten bewahren. Vor peinlichen Rechtschreibfehlern, manchmal sogar vor der Drucklegung hanebüchenen Unsinns, der weder AutorIn noch RedakteurIn aufgefallen ist. Gut, dass in der taz alle Texte durch die Korrektur müssen.

In anderen Tageszeitungen sind die JournalistInnen meist auf sich allein gestellt. Gibt doch Rechtschreibprüfungsprogramme, sagen die Verleger. Nicht so in der taz, in der sich rund neun KollegInnen im Schichtbetrieb über das gesammelte Geschreibsel beugen, manchmal voller Gram, doch meist in professionell-abgeklärter Manier: „Es wird nicht schlimmer mit den Fehlern – aber eben auch nicht besser“ sagt Matthias Fink. „Es gibt zum Beispiel den unausrottbaren Glauben, dass das ‚ß‘ abgeschafft wurde“, sagt er. Auch gäbe es eine Tendenz zu unnötigen Genitivorgien. Reinhard Stralucke ist da schon fast altersmilde, wenn er zu Bedenken gibt, dass viele eben durch die Rechtschreibreform verunsichert worden seien.

Und er weiß auch Tröstendes zu berichten: „Bei den Fehlern handelt es sich um ein individuell verteiltes Elend.“ Jeder macht also welche, und Stralucke geht sogar noch einen Schritt weiter: „Rechtschreibfehler sind unpersönlich.“ Weder er noch sein Kollege Stefan Mahlke wären in der Lage, bestimmte Fehler bestimmten KollegInnen zuzuordnen.

Am Ende sind es ohnehin eher die Formalien, die der Korrekturabteilung zu schaffen machen, und weniger die Rechtschreibfehler. Hier fehlt ein Einzug, dort ist ein „Style“, eine Textformatierung falsch. Das kostet Zeit und ist nach Einführung des neuen Redaktionssystems nicht besser geworden.

„Es wird nicht schlimmer mit den Fehlern – aber eben auch nicht besser“

Matthias Fink, Korrektor

Ja, die gute alte Zeit: Korrekturmitarbeiterin Agnes K. pflegte früher die Gewohnheit, Nachtschichten einzulegen. Hatte ich als Redakteur das damalige taz-Magazin am Mittwochabend in die Korrektur gegeben, dann rief sie in schöner Regelmäßigkeit auf dem Mobiltelefon an, während ich schon in irgendeiner Kneipe war. „Das Wort“, so sprach sie in die Muschel, „gibt es gar nicht!“. Woraufhin ich meist erwiderte: „Doch, liebe Kollegin, das ist Kunst.“ Prost.

Die Texte der taz.am wochenende werden heute meist am Vormittag bearbeitet, damit am Nachmittag Luft ist für die sogenannten Aktuellen der täglichen Ausgabe. Aber ganz gleich, um welche Ausgabe es sich handelt, zu tun gibt es immer was. Vom verschluckten Komma bis hin zum karzinogenem Anglizismus. „Obsession mit Israel“, derart verfasst war neulich eine Überschrift, dass es Korrektor Matthias Fink noch heute schüttelt.

Nur im Internet sind die KollegInnen auf sich allein gestellt, denn die von den taz.de-KollegInnen selbst verfassten Texte für die virtuelle Welt werden nicht korrigiert. Aber eben auch nicht auf Papier gedruckt.

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