Tarifkonflikt bei der Bahn: Signale stehen auf Streik
Es ist wieder soweit: Die Gewerkschaften Transnet und GDBA haben für Donnerstag erste Arbeitsniederlegungen angekündigt. Sie fordern 10 Prozent mehr Lohn. Die Bahn sieht aber Verhandlungsfortschritte.
BERLIN dpa Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn haben die Gewerkschaften Transnet und GDBA für diesen Donnerstag zu ersten Warnstreiks aufgerufen. Welche Behinderungen auf Fahrgäste zukommen, soll erst am Mittwoch bekanntgegeben werden. Dann wollen die beiden Organisationen über Uhrzeiten und betroffene Regionen informieren, wie sie am Montagabend mitteilten.
Mit den Aktionen wollen Transnet und GDBA in der Tarifrunde um bessere Arbeitszeiten und mehr Geld für rund 130 000 Beschäftigte den Druck auf den bundeseigenen Konzern erhöhen. Die Bahn reagierte mit Kritik. Die Kunden würden Warnstreiks nicht verstehen, da es Verhandlungsfortschritte gebe und die nächsten Termine vereinbart seien, sagte ein Sprecher auf Anfrage in Berlin.
Transnet-Chef Alexander Kirchner und der GDBA-Vorsitzende Klaus- Dieter Hommel warfen dem Arbeitgeber vor, beim zentralen Streitthema Arbeitszeit bisher keine akzeptablen Angebote unterbreitet zu haben. Daher müsse den Forderungen nun mit Warnstreiks Nachdruck verliehen werden. Den Gewerkschaften geht es um eine bessere Planbarkeit von Einsätzen, deshalb verlangen sie unter anderem mindestens zwölf freie Wochenenden im Jahr. Außerdem fordern Transnet und GDBA zehn Prozent mehr Geld.
Die Bahn hat bislang Einkommenserhöhungen um jeweils ein Prozent für 2009 und 2010 sowie Einmalzahlungen abhängig vom geschäftlichen Erfolg angeboten. Zu den Warnstreiks wollen Transnet und GDBA "einen Großteil des Beschäftigtenspektrums" aufrufen.
Die kleinere Lokführergewerkschaft GDL, die separat mit der Bahn verhandelt, plant dagegen vorerst keine Arbeitsniederlegungen. Bis zur dritten Verhandlungsrunde an diesem Freitag liefen umfangreiche Sondierungen zur Arbeitszeit, sagte der Vorsitzende Claus Weselsky. Die Gespräche könnten notfalls auch bis Samstag verlängert werden. Die GDL fordert für rund 12 000 tarifgebundene Lokführer 6,5 Prozent mehr Geld und ebenfalls bessere Arbeitszeitregelungen.
Leser*innenkommentare
Malte S.
Gast
Nee, nicht schon wieder. Das ganze geht mir als Bahnkunden, der kein Auto hat und immer positiv über die Vorzüge der Bahn spricht, auf den Sack. Nur weil irgendwelche profilneurotischen alten Herren und ehemalige Bahner, die seit Jahren keinen Zug mehr von Innen gesehen haben (auf beiden Seiten des Tisches), sich nicht einigen können und sich zeigen wollen, wie toll sie doch sind, muss ich wieder Stunden warten, Mietwagen nehmen, komme sehr verspätet nach Hause usw. Wenn es wirklich um die Rechte der Arbeitnehmer oder -geber gehen würde, ok. Tut es aber nicht. Und die Gewerkschaftsbosse verspielen wieder eine Chance Sympathie und Verständnis bei den Kunden zu wecken, wenn aus heiterem Himmel wieder ein Streik kommt.
Nolo
Gast
Ich glaube sehr wohl, das Kunden Warnstreiks verstehen, denn der Streik ist nun mal das Mittel, mit dem Proletarier direkt Lohnforderungen durchdrücken können.
Allerdings finde ich das Konzept der erfolgsabhängigen Einmalzahlungen gut, da so jeder Arbeitnehmer ein Interesse am Erfolg des Unternehmens hat und Gewinne gerechter verteilt werden.Das größte Problem ist immernoch, dass Bahnunternehmesangestellte zu verschiedensten Gewerkschaften gehören. Unter dem Dach der ver.di wären Streiks effektiver und Verhandlungen einfacher.