: „Tanz unter dem Vulkan“
■ Heute tanzt „K. Düsentrieb“ kulturvoll und freakig mitten in der Provinz und bis zum Sonntag in Steyerbergs „Phantastencafe“ unter den Vulkan
Wer, bitteschön, ist „K. Düsentrieb“? Mag der inspirierte Begriff den meisten Bremern noch als Comic-Irrläufer erscheinen: je weiter man gen Süden Richtung Nienburg vorstößt, umso mehr Menschen trifft man, die aus gutem Grund genau wissen, was sich dahinter verbirgt. K.Düsentrieb nähmlich ist der stimmungsvolle Name eines ziemlich freakigen ländlichen „Kulturvereins“, dessen Mitglieder irgendwann Anfang '87 in einer Steyerberger Kneipe mit dem beziehungsreichen Namen „Phantastencafe“ auf die abstruse Idee kamen, so ziemlich auf dem totesten Punkt zwischen Hannover und Bremen ein großes“ Kulturspektakel“ durchzuziehen - ohne Kohle natürlich, mit guten Beziehungen und einem Sack voller Ideen. „Tanz unter dem Vulkan“ nannten sie ihr Fest ahnungsvoll - und siehe da, die brenzlige Mischung aus Musik, Performance, Atmosphäre, Variete und Kunst wurde Oktober '87 aus dem Stand ein
Riesenerfolg in geliehenen Zirkuszelten.
Keine Frage also für K. Düsentrieb, daß das ganze in diesem Jahr neuaufgelegt werden muß: Heute abend gehts los, pünktlich um 20 Uhr, und zwar mit“ Faltsch Wagoni“ aus München, die ja schon auf der Breminale mit respektloser Münchner Musiksatire aufwarteten. „Double U.C.“ nennt sich ein Variete-Duo aus Köln, die mit ihrem Stück „Der große Scheiß“ im Anschluß eine Kombination „aus artistischem Kabinettstückchen und hanebüchenem Unsinn“ ( Pressetext) präsentieren.In die erste Nacht hinein rocken dann „M.Walking On The Water“, die, nebenbei bemerkt, im Steyberger Phantastencafe die Leute schon auf die Tanzbeine brachten, als Fans in Bremen noch dachten, es wäre eine religiöse Sekte.
Morgen nachmittag gibt's dann jede Menge Kinderprogramm, bevor es um 19 Uhr mit den „Lesley Palomas“ und Salsa
und Latin weitergeht. Stehphan Kivel aus Düsseldorf präsentiert sich anschließend als Pantomime, und das Berliner Brandungstheater setzt „Der Film“ in Szene, die Geschichte von - logisch - Otto, der die besten Szenen aus den Filmen herausschneidet, um haufenweise schönste Erinnerungen in Zelluloid sammelt. „The Afterwords“ aus London bitten danach zur Nacht, aggressiv sollen sie sein und rockig-poppig, und die von RB 4 sollen sie auch ganz toll finden - sagt wiederrum der Pressetext.
Sonntag dann der kulinarische Höhepunkt: „Klaus der Geiger“, der berühmte, und die Jazzer von „Schall und Rauch“ spielen auf zum Großen Gemeinsamen Frühstück - und dieses soll sich relativ nahtlos an die Programmpunkte des Samstages anschließen. Wem dann noch nach frühstücken ist...jedenfalls: „Das Fest der Provinz“ verspricht ein letztes Mal der Pressetext, und daran glaubt ganz fest auch
Rainer Köster
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen