: Tanz den „Laban“
■ Verwirrende Vielfalt beim Angebot der Tanzstudios
Wer sich heutzutage bewegen möchte und dabei auch Ansprüche an Ästhetik und/oder Selbsterfahrung hat, steht vor einem fast unübersehbaren Angebot verschiedener Richtungen und Stile. Flugblätter, Anschläge, Faltblätter und Anzeigen werben neben dem noch recht bekannten klassischen Ballett für Modern Dance, Jazz Dance, New Dance oder kreativen Tanz. Daneben tauchen Begriffe wie „Contactimprovisation“, „Körperarbeit“ oder schlicht „Bewegung“ auf, und es fallen Namen wie „Laban“, „Bartenieff“ und „Alexander“. Verwirrung für Nichteingeweihte und Einstiegswillige.
Die einzelnen Tanzrichtungen haben sich größtenteils historisch entwickelt: In Abgrenzung zum klassischen Ballett entstand in den 20er Jahren der Modern Dance mit seinen verschiedenen, persönlich gefärbten Stilrichtungen (Martha Graham, Limon u.a.). Während dort auf starre Reglementierung, Spitzentanz und Schläppchen Wert gelegt wird, wird hier barfüßig getanzt und Individualität - in Grenzen - respektiert. Dennoch liegt der Schwerpunkt sowohl bei diesen beiden Tanzrichtungen als auch beim Jazz Dance auf der Vermittlung und Ausübung bestimmter Techniken.
Der Jazz Dance integriert afrikanische und südamerikanische Elemente und zeichnet sich durch ein zum Teil atemberaubendes Tempo aus. Im übrigen gibt es hier unzählige Richtungen und Stile, und im Moment wird unter diesem Begriff häufig Hip Hop angeboten.
Beim New Dance wird größerer Wert auf die Entdeckung des eigenen Bewegungsflusses gelegt. Auf der Basis von wenigen technischen Grundbegriffen und mit der Vorgabe von kleinen Bewegungskombinationen wird mehr mit eigenen inneren Bildern und Improvisationen zu einer bestimmten Musik gearbeitet.
Gemeinsam mit dem New Dance ist dem Kreativen Tanz die Arbeit mit zum Teil gegensätzlichen Grundbegriffen, zum Beispiel „groß-klein“, „zart-kräftig“, „fließend-abgehackt“. Doch tritt hier die Technik hinter das Erspüren der eigenen Bedürfnisse zurück, es begegnen sich deutlich tänzerische und therapeutische Aspekte. Die Bewegungsanalyse nach Rudolf von Laban und seiner Schülerin Irmgard Bartenieff und die Körperarbeit mit der Alexandertechnik (Übungen mit gedanklicher Unterstützung) können mit einfließen und einen heilenden Effekt ausüben.
Allerdings variieren sowohl die einzelnen Tanzstile als auch das Verständnis von dem, was Körperarbeit leisten soll, sehr stark von LehrerIn zu LehrerIn. So gut wie alle Studios bieten aber ein kostenloses Probetraining an. Also: Hingehen, Ansehen, Ausprobieren - die einzige Möglichkeit für alle, die es genau wissen wollen.
Bettina Meinecke
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