Kommentar: Taktik der Macht
■ Wedemeier versetzt FDP letzten Stoß
Klaus Wedemeier, der Macht-Taktiker, hat ein Gespür für die richtige Situation. Einen Tag nach dem FDP-Austritt des Innensenators van Nispen war die Situation reif für einen letzten Tritt: Wirtschaftssenator Jäger, der Meister der großspurigen Ankündigungen und hohlen Worte, hat mit seinem Fachressort nicht viel hingekriegt und nicht einmal die Senatsvorlagen gelesen. Und jetzt Wedemeiers Ampel zum Platzen gebracht. Wenn das „Ministerpräsidenten-Modell“, das die SPD sich ins Wahlprogramm geschrieben hat, schon eingeführt wäre, hätte er die Konsequenz formulieren können: Jäger wird entlassen. Nach dem alten Kollegial-Prinzip konnte er seinen Wirtschaftssenator nur öffentlich so unmöglich wie möglich machen - in der Hoffnung, daß der selbst das Handtuch schmeißt.
Die harsche Attacke auf Jäger ist gleichzeitig Wedemeiers Stellungnahme zum Tauziehen in der SPD-Fraktion. Bisher haben nur SPD-Parlamentarier, die in der nächsten Legislaturperiode sowieso nicht mehr dabei sein werden, angekündigt, daß sie beim Mißtrauensvotum gegen Fücks stimmen könnten. Mit seiner Jäger-Schelte hat Wedemeier diese Abstimmung zu seiner Sache gemacht. Ein SPD-Politiker, der jetzt noch dazu beitragen würde, Fücks aus dem Senat zu kippen und Wedemeier mit Jäger dort allein zu lassen, der bekäme es mit ihm zu tun... Noch sind die Listen für den 14. Mai nicht aufgestellt. Klaus Wolschner
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