Tag der Pressefreiheit: Jilet Ayse weiß Bescheid
Emanzipatorisch: „Auf die Presse!“ hieß die Kundgebung am Brandenburger Tor für die Freilassung aller inhaftierten Journalisten.
Sookee und Peter Licht, Mikail Aslan und Andreas Dorau, Christiane Rösinger und die Antilopen Gang, die Sterne und Sultan Tunc, Jasmin Tabatabai und Notwist, der taz-Chor und Andreas Dorau, dazwischen Videoeinspieler von Udo Lindenberg, Sibylle Berg und Peter Kloeppel und Kurzauftritte von Oliver Polak und Jilet Ayse – was für eine Mischung. Kein Festivalkurator könnte sich so ein Line-up ausdenken.
Ein gemeinsames Anliegen hat die Künstlerinnen, Journalisten und die Leute vor der Bühne am Mittwoch vor dem Brandenburger Tor zusammengeführt. Zum Tag der Internationalen Pressefreiheit hatte der Freundeskreis #FreeDeniz die Kundgebung unter dem Motto „Auf die Presse!“ organisiert. Gefordert wurde „Freiheit für alle inhaftierten Journalisten in der Türkei und anderswo“.
Vorher hatte alle die Frage umgetrieben: Wird es regnen? Können die Massen mobilisiert werden? Die Sonne schien kurz, am Anfang zählte die Polizei 800 Teilnehmer, aber am Ende waren es wohl mindestens 3.000, vielleicht deutlich mehr. Viele hatten Schilder dabei, die Stimmung war gut, es wurde zugehört und getanzt.
Unterstützt wurde die Kundgebung von Reporter ohne Grenzen, Welt/N24, taz, Amnesty International und Jungle World. Für die Fans von Putin, Erdoğan und Trump, von Familie, Heteronormativität und einem patriarchalischen Gewaltmonopol, für Verschwörungstheoretiker und Antisemiten, für „all die Pseudogesellschaftskritiker, die Elsässer, KenFM-Weltverbesserer“, wie die Antilopen Gang rappte, für die ganze autoritäre Querfront also dürfte das ein Beweis mehr für die Existenz des alles durchdringenden Systems und seiner Presse sein: Bild lügt, taz auch. Jilet Ayse aber weiß Bescheid: „AKP und AfD könnten Zwillinge sein.“
Manche fragten sich: „Bringt so eine Kundgebung überhaupt was?“ Ja klar, weil gerade um die Deutungshoheit gekämpft wird zwischen den Autoritären und denen, die sich dem Humanismus und der Aufklärung verpflichtet fühlen. Wenn Systempresse heißt, für einen emanzipatorischen Konsens einzutreten, dann soll sie hochleben.
Wie erklärt Jilet Ayse das? „Deniz steht für was, was wir alle brauchen: Meinungsfreiheit. Wenn ich keine Meinungsfreiheit habe, dann kann ich nicht sagen: Ihr Scheißkartoffeln, hört auf mit Leitkultur!“ Hier aber sind alle Ayses Süßkartoffeln: „Ihr geht mit uns in Solidarität, und ich schwöre, ihr kriegt das tausendfach zurück.“
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