Tach auch: Hòch ...
■ Die neue kleine und erbauliche Montagskolumne der taz/ 46. Versuch
Wozu Menschen fähig sind! Hòch! („Hoch“ spricht sich mit kurzem, offenen „o“, so wie hach. Ich glaube, ich bin der erste Mensch, der dieses Wort aufgeschrieben hat, das ein Mischgefühl aus Erschrecken und Erstaunen, mit einem kleinen Ärger gewürzt, bezeichnet. Die Bedeutung liegt zwischen hach und huch. Vergleiche: Hòch, wer ruft denn um diese Zeit noch an? Ich kriege gleich eine Panikattacke!)
Wozu Menschen fähig sind, sieht man an mir: Ich bin dazu fähig, ein Wort, das für die Kennzeichnung eines höchst unangenehmen, körperlich-seelischen Zustandes erfunden wurde, als leere Worthülse zu missbrauchen und mein Spiel mit ihm zu treiben. Hòch. Es geht um die Panikattacke. In diesem Wort verbirgt sich nicht nur ein Gott, der Panflöte spielt (nicht Zamphir!), nicht nur ein schöner Mädchenname, das Namenskürzel einer taz-Redakteurin und ein stadtbekannter katholischer Pressereferent. Sondern auch ein Wort für ehemalige Speisen, ein Wort für einen Haufen Menschen, die man nicht mag und ein Wort für einen paradiesischen Bekleidungszustand. (Weitere Entde-ckungen bei www.sibiller.de/anagramme, wo man Kanake, Ätna, Anti-Akt, Kenia, CIA, Tante, entpackt, Kapitän und Kai tankt findet. Amerikanische Anagrammmaschinen bereichern uns um vollständige Anagramme wie Nick, take tapa! oder Ain't pack Kate. Hòch!)
„Hòch“ ist ein überaus und eiderdaus nützliches Wort. Es hilft einem aus mancher Klemme. Man kann es zum Beispiel als Antwort auf folgende, im Brustton der Entrüs-tung gefauchte (ins Brusttuch der Entzückung gewickelte?) Frage verwenden: Wie finden Sie eigentlich diese skandalöse Reklametafel des Hamburger Altautoentsorgers Kiesow: „Sie hassen Ihren Job. Sie hassen Ihre Frau. Sie hassen Ihr Auto. Den Wagen nehmen wir! Hòch ...
Burkhard Straßmann.
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