Tach auch: Abnehmen beginnt im Kopf
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 9. Versuch
Liebe birnenförmige Leserin! Apfelgleicher Leser! Angenommen, nur mal kurz angenommen, Ihnen stieße etwas sehr befriedigendes, genugtuendes zu (schon klar, die Chancen stehen schlecht, Saddam, Clinton, Tritt-ihn, das Wetter, der Schaum des Bieres ist auch nicht mehr der alte, und neulich kucke ich meine Finger an, die werden ja immer dünner, und das, obwohl ich mit dem Rauchen aufgehört habe, und gerade Weihnachten war, ja haben Sie das gelesen: Schokolade soll nicht dick machen, was kann man denn noch glauben, morgen lesen wir in der Zeitung, daß man von Kartoffeln Krebs kriegt). Also: Angenommen, das Unfaßbare passierte, riefen Sie dann: „Das ist mir ein innerer Reichsparteitag“? Na sehen Sie! Und was tun Sie, wenn in der Sauna ein roter Knopf ist, darüber steht „Notklingel. Im Notfall drücken“? Sie denken nach, wo die zu drückende Klingel ist, wo Sie doch nur einen zu drückenden Knopf sehen, und schon ist sie da, die Not, jemand hat von außen einen Stuhl unter den Türgriff geklemmt, und kein Saunameister wird es erfahren.
Sie sagen, dies sei aber eine recht wenig erbauliche Montagskolumne? Wohl wahr! Aber lesen Sie erst dies: Die Menschheit, sagt die Fitness-Oase im Weserpark, zerfalle in Apfel- und Birnentypen, wobei Apfeltypen das Fett am Bauch, Birnentypen das Fett unterhalb der Taille hätten. Birne sei gesünder. Herrgottsakra, schreien wir alle durcheinander: Was tun? „Abnehmen“, tröstet die Fitness-Oase, „beginnt im Kopf.“ Und beschränkt sich oft auf genau diese Körperregion, möchte man jubelnd einfallen.
Burkhard Straßmann
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