Tach auch: Wenn Hormon-bomben einnässen
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 14. Versuch
Ich kann mir nicht helfen (und ich bin mir gar nicht so sicher, ob Sie sich helfen können ((und ich bin mir schon gar nicht sicher, ob Sie mir helfen können, ich kann Ihnen bestimmt nicht helfen (((dabei bin ich mir komplett unsicher, ob man – wo es schon bei Briefen als unschicklich gilt, mit dem Wort „ich“ anzufangen – Zeitungstexte mit „ich“ beginnen darf)))))), vermutlich können wir, saftige Leserin, uns, frischgepreßter Leser, allesamt nicht helfen: Das mit Onkel Dittmeyer treibt uns die Tränen in die Augen. Mit Mitte 70 steigt der Mann nochmal in seinen Saftladen ein (ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe schon die ersten grauen Haare und bin noch in keinen einzigen Saftladen eingestiegen!). Doch was das Schönste ist: Onkel Dittmeyer macht seinen Saft in Bremen! Und warum? Das hat er der zu Unrecht kaum beachteten Zeitschrift Weserlotse Logistik, einem der letzten Magazine, in dem nur Schiffe und Männer vorkommen (hach!), erzählt. Mit dem unglaublichen Satz: „In Hamburg trifft man nie zufällig bekannte Gesichter.“
Bremen ist nämlich sozusagen die Weltmetropole der zufällig bekannten Gesichter! Hier braucht ein Senator nur vor Ausländerangst einzunässen, schon ist er zufällig bekannt. Eine Kirchengemeinde kanzelt (prima Metapher? nein? na gut:) oder besser entläßt eine angestellte Hormonbombe (witzig? nein? o.k.:) ähem einen lustig rummachenden Vater von sechs Kindern, und schon sind alle zufällig bekannt! Manchmal schmeißt einer in Bremen seine Geigenlehrerin nicht die Treppe runter – zack: zufällig bekannt!
Ich denke ernsthaft darüber nach, ob ich diese Kolummne nicht künftig Onkel Dittmeyers Saft und Kraft nennen soll.
Burkhard Straßmann
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