Tach auch: Liebe Nacktmullen!
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 16. Versuch
Meine Leserin stelle ich mir so vor: Zögernd und zuckend wie die haarlose penisgleiche Nacktmulle tastet sie sich durch ein angstmachendes Leben voller Zweifel und Fragen (während ich mir meinen Leser immer so vorstelle: auf dem Sofa, Pulle Bier in der Hand, Fernbedienung in der anderen, taz in der dritten). Hier also mal eine Rarität: eine Antwort! Alle Welt fragt sich, warum Fußballer auf den tollen Mannschaftsbildern zu Saisonbeginn immer so unglaublich breitbeinig dasitzen, daß man meint, es schlügen einem unangenehme Gerüche entgegen. Das könnte von einer pathologischen oder hormonell induzierten Hodenvergrößerung herrühren, glaub ich aber nicht. In Wahrheit wollen die Fußballer dem Verdacht der latenten Homosexualität entgegentreten, indem sie mit den Knien den Mannschaftsnachbarn auf Distanz halten, was paradoxerweise den o.a. Verdacht erhärtet.
Ebenfalls unter dem Pauschalverdacht latenter Homosexualität stehen Friseure. Die wehren sich jetzt, indem sie vor ihrer Ladentür Schilder aufstellen, auf denen man staunend liest: Reinkommen. Rankommen. Abgesehen davon, daß jedes Wort, ja sogar einzelne Silben hochgradig sexuell konnotiert sind, macht den Zauber dieser Werbeaussage aus, daß sie frech mit dem Allerselbstverständlichen wirbt.
Zum Schluß doch noch etwas zum Sinnen und Seufzen: Wer statt mit 21 mit 41 Jahren ein Kind zeugt, dessen Kind lebt mit einem vierfachen Risiko, an Alzheimer zu erkranken, sagt die Forschung. Ich habe mindestens vier Stunden lang darüber nachgedacht, ob diese Erkenntnis mein Verhalten zu beeinflussen hat. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Burkhard Straßmann
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