Tach auch: Beton in der Hose
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 21. Versuch
Wer ist der Mann, der sich regelmäßig auf dem Osterdeich an alte Opel Kadetts hängt und sich durch den Staub der Straße schleifen läßt? Wer ist der Mann, der Postboten auf ihrem schweren Gang in die Häuser von Hundehaltern begleitet, um den Haß und die Zähne der geifernden Köter auf sich zu lenken? Und wer ist eigentlich der Mann, der die Halogenschweißer an der Schlachte des Nachts mit Wichser, Asis, Schwarzarbeiter beschimpft, bis sie ihre Flammen gegen ihn richten? Das bin ich. Ich will meine Jeans kaputtkriegen.
Die Älteren unter meinen Lesern und die immer noch überraschend frisch aussehenden Leserinnen, die den 13.10.1997 noch erlebt haben, werden sich erinnern: Damals erstand ich (und mein Mitteilungsbedürfnis befahl mir, das gleich in die Zeitung zu schreiben) für 70 Mark eine Jeans mit lebenslanger Garantie. Life time guarantee, jeans only! Sollten an ihr nicht mehr reparable Mängel auftreten, wird sie gegen eine neue Jeans in gleicher Paßform und identischer Größe kostenlos ausgetauscht. Heute trage ich die Hose immer noch, sie will und will nicht kaputtgehen, sie klebt an mir wie Pech, es ist ein Fluch. Neulich warf ich mich in eine Mafia-Schießerei vor Café Engel. Drei starben. Meine Jeans hatte nicht mal Schmauchspuren.
Und das ist mein Plan: Ich fülle die Hose mit flüssigem Beton. Ich lasse das Objekt aushärten. Ich stoße es in die Weser. Ich erkläre das Ereignis zum Kunstprojekt, mit dem ich mich um den nächsten Beton-Förderpreis der „Bauberatung Zement der deutschen Zementindustrie“ bewerbe, den im letzten Jahr gleich drei Bremer Studenten gewannen (je 1.000 Mark). Die Laudatio wird hoffentlich wieder Friedbert Kind-Barkauskas halten, was allein schon den Aufwand rechtfertigt. Burkhard Straßmann
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