Tach auch: Immer einweichen!
■ Die neue kleine sowie erbauliche Montagskolumne der taz / 24. Versuch
Zu all den Fragen, die sich mir ohnehin im Frühling stellen, gesellte sich jüngst diese: Warum setzt sich nie eine Hummel auf mein Knie? Ich sitze auf der Terrasse, blinzle in die Sonne, die Schultern werden mir warm, so warm. Da kommt eine pummelige Hummel herbeigebrummt (Satz mit acht „m“!). Pummelige Hummeln haben so etwas unfaßbar Deeskalierendes, Vertrauensförderndes und Unstacheliges, daß ich mir kaum schöneres denken kann als eine Hummel auf meinem Knie. Sie müßte natürlich freiwillig kommen, sogar selbst auf die Idee gekommen sein, mein Knie anzufliegen. Sie würde sich ein bißchen auf meinem Knie aalen, wie sich nur Hummeln aalen können, sich wohl auch ein bißchen schmiegen und leise seufzen, und ich würde auch leise seufzen und vielleicht sogar ein bißchen stöhnen. Die Hummel würde schließlich kaum anders können, als auch zu stöhnen. Später würden wir beide eine rauchen und über Auswandern nachdenken.
Wenn ich so auf der Terrasse sitze, und einer kommt und muffelt: Du bist ja wieder faul – dann sage ich: Ich bin nicht faul; ich denke nach! Das dünkt mir eine großartige Ausrede zu sein. Besser ist nur noch folgender Satz, zu sprechen, wenn man eine krustige Bratpfanne lieber noch nicht spülen möchte: Ich möchte diese Bratpfanne noch etwas einweichen lassen. Liebe hummelgleiche Leserin, lieber knieartiger Leser: Sollten wir in unserem Leben nicht viel mehr nachdenken? Und noch viel mehr einweichen lassen?
Burkhard Straßmann
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