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Tabla-Entrückung

■ Indien-Festival: Alle Jahre wieder Begeisterung übers „Lichterfest“-Potpourri

Zu den meditativen Klängen der Sitar halten nicht wenige im Publikum die Augen vorschriftsmäßig geschlossen. Hie und da ist auch die im Yoga-Kurs erlernte korrekte Handhaltung zu sehen (Hände liegen offen nach oben, Zeigefinger- und Daumenspitze berühren sich). Halsketten und andere Accessoires weisen diejenigen aus, die Indien bereits bereist haben. Der Gesang von Rubi Bose läßt die junge Frau neben der Säule entrückt im Rhythmus mitschwingen. Doch bleiben die BesucherInnen des „Indischen Lichterfestes“ am Samstag abend im Übersee-Museum ordnungsgemäß auf ihren Stühlen sitzen. Die Veranstaltung ist schließlich als Konzert und nicht als Tanzveranstaltung gedacht.

Das Lichterfest, erläutert der Organisator und Tabla-Spieler Asim Saha in gebrochenem Deutsch gegenüber der Presse, sei ein religiöses Fest in Indien. „Die Göttin kommt vom Himmel und will die Dämonen von der Erde vertreiben. Dadurch wird es hell.“ Alljährlich werde das Fest um diese Jahreszeit – abhängig vom Mondkalender – in Indien gefeiert. Bereits zum zehnten Mal nehmen Asim Saha und die Tänzerin Madhumita das Fest zum Anlaß, Kunst aus ihrem Heimatland im Übersee-Museum vorzuführen. Das Ereignis ist schon beinahe zum Bremischen Ritus geworden, wie die konstant hohe Zahl von etwa 150 BesucherInnen in den Vorjahren belegt. Neben der terminlichen Übereinstimmung Grund genug für das KITO, das Lichterfest als Fremdveranstaltung ins „Indische Kulturfestival“ mitaufzunehmen, das noch bis Monatsende läuft.

Doch wer mit dem Programmheft in der Hand das Lichterfest als Samstagabendvergnügen ausgesucht hatte, wurde enttäuscht. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, hieß es da, stünden „Demonstrationen der wichtigsten indischen Tanzstile, wie Kathak, Odissi, Bharat Natyam, Kathakali und Manipuri“. Die Tänzerin Madhumita bestritt jedoch nur die knappe Hälfte des zweistündigen Programms und zeigte neben einem selbst choreographierten Begrüßungstanz lediglich zwei Beispiele aus der versprochenen Vielfalt. Deutlich mehr Gewicht als angekündigt hatten dagegen die Instrumental- und Gesangsstücke mit Asim Saha (Tabla), Rubi Bose (Gesang) und dem Gastmusiker Sunil Banerjee (Sitar).

Dem Motto des KITO-Festivals „Indien verstehen“ wollte man laut Ankündigung durch „zusätzliche Informationen über indische Literatur, Musik und Kunst“ nachkommen. Die gab es nur spärlich (und vor allem nicht zu indischer Literatur!). Den Hauptanteil dabei hatten die über Tonband eingespielten Erläuterungen zu Tanzpositionen und Fußarbeit vor Beginn der Tanzdemonstrationen. Die dem Publikum eine grobe Orientierung über die Abfolge der verschiedenen Elemente des Tanzes vermittelten.

Das Erfolgsrezept der OrganisatorInnen Saha und Madhumita, halbwegs Vertrautes aus der indischen Kultur im fremdartigen Rahmen des Übersee-Museums darzubieten und nicht zu intensiv auf einem Aspekt zu beharren, ging dieses Jahr wieder auf. Die meisten der rund 250 BesucherInnen klatschten begeistert Beifall bei diesem Potpourri aus Gesang, Instrumentalmusik und Tanz; die so dargebotene Exotik wurde dankbar konsumiert. Was nicht selbstverständlich ist, wie Katharina Poggendorf, Mitorganisatorin beim KITO, erklärt: „Das Publikum hier im Überseemuseum ist schon ein unkritischeres als das im KITO.“

Daniela Martin

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