TV grenzenlos kein deutsches Privileg

■ Deutscher Fernsehfunk am 3Sat-Vertrag beteiligt Künftig bis zu 25 Prozent Sendeanteile geplant

3Sat bleibt auch weiterhin 3Sat. Es sind zwar inzwischen vier Fernsehanstalten, die dieses internationale Satellitenprogramm betreiben, aber beziffert werden - so ZDF -Intendant Prof. Dieter Stolte - die vertretenen Länder, nicht die beteiligten Sender. Neueinsteiger Deutscher Fernsehfunk will, im Gegensatz zu ORF (Österreich), SRG (Schweiz) und ZDF, seine DDR-Herkunft offenbar nicht extra vermerkt haben. Die Fernseh-Einheit ist sowieso längst vollzogen.

Hätte Intendant a.D. Heinz Adamek die bereits 1987 ausgesprochene Einladung zum 3Sat-Vertrag angenommen, wäre die Namensdiskussion sicher etwas prinzipieller verlaufen. So aber war sie mit dem gelassen geäußerten Verweis auf die nahe Zukunft schnell beendet. Überhaupt: Von Perspektiven war viel die Rede, als am Donnerstag in Berlin das offizielle Beitritts-Zeremoniell für den DFF erfolgte.

Sowohl das öffentlich-rechtliche Intendanten-Trio als auch der Chef des noch-staatlichen Adlershof Hans Bentzien wollten ihre gemeinsame Initiative im gesamteuropäischen Kontext verstanden wissen. Sie widmeten einander allerlei höfliche Komplimente ob der harmonischen und kollegialen Zusammenarbeit, die angesichts des sonst erbarmungslosen TV -Markttreibens vielleicht wirklich eine Genugtuung ist.

Mit bis zu drei Prozent Einschaltquote stellt 3Sat (Ausstrahlung seit Dezember 1984) aber auch keine ernsthafte Konkurrenz für die kommerziell ambitionierten Stationen dar. Und wenn sich der Ehrgeiz der Programmgestalter weiterhin nur darauf orientiert, die anspruchsvolleren Minderheiten zu bedienen, dürfte sich daran auch nichts ändern.

„Kultur über alles“ könnte die Devise für das Sendeprofil heißen. Gerade dafür konstatieren die Medienforscher im Westen seit einiger Zeit einen bedenklichen Akzeptanzschwund beim Fernsehpublikum. Die Bedürfnisse polarisieren sich weiter zugunsten von Unterhaltung und kurzfristig verwertbaren Informationen. Wer da nicht an Privatsender denkt, hat wahrscheinlich deren Programme nie gesehen.

3Sat gibt sich also betont alternativ, kann natürlich auch mit dem Dasein als Komplementärkanal - ergänzend zu nationalen TV-Offerten - leben. Acht Millionen Haushalte erreicht man momentan, rein technisch zumindest, via Satellit. Für interessierte DDR-BürgerInnen ist bis zur Verkabelung ihrer Geräte eine Zwischenlösung im Angebot: Zweimal die Woche öffnet sich im DFF ein 3Sat-Fenster, wo abwechselnd SRG-, ORF- und ZDF-Sendungen präsentiert werden.

Adlershof seinerseits beteiligt sich zunächst mit Jugendfernsehen, Kulturmagazin, AK-Wochenspiegel und Bilder aus ... am Programm. Der Anteil soll auf etwa 25 Prozent der Gesamt-3Sat-Sendezeit erweitert werden. Bis jetzt gingen 12 Prozent an die Schweizer, 33 Prozent an die Österreicher und der mehrheitliche Rest ans ZDF. Eine mathematische Ungleichheit, die jedoch praktisch aufgeht, wenn man bedenkt, daß die Stationen über reichlich verschiedene Kapazitäten verfügen. Das vitale ZDF finanziert zum Beispiel mit 20 bis 25 Millionen DM die Satellitenübertragung.

Übrigens sind Sprachraumprogramme kein deutsches Privileg. Vergleichbare Projekte laufen über „Sky Channel“ (englisch), „TV-Song“ (französisch) und „RAI-Sat“ (italienisch). Fernsehen grenzenlos.

Lea Kramer

Am kommenden Samstag sendet der Deutsche Fernsehfunk im 2. Programm eine 3Sat-Aufzeichnung. Die beiden populärsten Berliner Kabaretts, „Stachelschweine“ (West) und „Distel“ (Ost), trafen sich Anfang April im Palast - mit Soli und satirischem Doppel beider Ensembles.