TV-Rechte in Griechenland und der Türkei: Das Fernsehmonopoly hat begonnen
Ein türkischer Medienmogul möchte griechische TV-Lizenzen erwerben. Im Gegenzug drängt ein Grieche auf den türkischen Markt.
Für die Irritationen zu Füßen der Akropolis sorgte auch Athens linker Premierminister Alexis Tsipras. Er habe „prinzipiell nichts dagegen“, heißt es aus seinem Amtssitz „Villa Maximos“. Ilicali könne sich wie jeder an der bevorstehenden internationalen Ausschreibung um die Vergabe einer begrenzten Zahl von landesweiten Fernsehlizenzen in Griechenland beteiligen. Die Nationalität spiele dabei „keine Rolle“.
Mit Argwohn publizieren Athener Gazetten in diesen Tagen Fotos von Tsipras mit Ilicali. Sie hatten sich im November in den Katakomben eines Istanbuler Fußballstadions am Rande des Freundschaftsspiels zwischen Gastgeber Türkei und Griechenland getroffen. Medien mutmaßten daraufhin, der Deal zum Einstieg Ilicalis in den griechischen Fernsehmarkt sei bereits beschlossene Sache.
Der darbende hellenische Fernsehmarkt steht in der Ära Tsipras vor einem radikalen Umbruch. Seit 1989 ist er liberalisiert. Gegenwärtig existieren neben dem Staatssender ERT sechs landesweit ausstrahlende private Fernsehsender. Sie sind chronisch defizitär und zugleich hochverschuldet, dafür aber ausschließlich in griechischer Hand. Bisher.
Erdogan weist Ilicali zurück
Tsipras und Co. wollen den Fernsehmarkt neu ordnen. Athens Regierung peilt Informationen zufolge an, fortan nur vier landesweite TV-Lizenzen zu vergeben. Damit wäre sicher, dass mindestens zwei der bestehenden Akteure aus dem griechischen TV-Markt verschwinden müssen, neue Fernsehbetreiber noch gar nicht berücksichtigt.
Wettbewerber Ilicali, ein smarter Selfmademan, höchst populärer Sportreporter und Moderator einer Reisesendung, kennt sich im TV-Geschäft gut aus. Seine 2004 gegründete Produktionsfirma Acun Medya hat in der Türkei die Exklusivrechte erfolgreiche Reality- und Talentshows wie „Survivor“ oder „The Voice“.
2014 erwarb Acun Medya 70 Prozent der Anteile an dem Istanbuler Fernsehsender TV 8, für kolpotierte 70 Millionen US-Dollar. Böse Zungen behaupten, Ilicali habe die Kaufsumme mit der Hilfe des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan aufbringen können. Eine direkte Finanzierung seiner Fernsehaktivitäten durch das Umfeld von Erdogan weist Ilicali kategorisch zurück.
Der Umstand, dass der Medienmogul seine Fühler nun nach Griechenland ausstreckt, hat auch eine griechische Mediengruppe auf den Plan gerufen. Die Real-Media-Gruppe habe beschlossen, in den nächsten Tagen „entweder den Erwerb einer TV-Lizenz oder die Übernahme eines bestehenden TV-Senders in der Türkei zu prüfen“. Ihr Gründer, Nikos Chatzinikolaou, gab bekannt, er habe bereits Kontakte ins Nachbarland geknüpft. Der Konter der Griechen trägt den Namen „Real TV in der Türkei“.
Finanzierung unklar
„Wenn ein türkischer TV-Eigner das Recht hat, in Griechenland einen Fernsehsender zu erwerben, können wir das genauso in der Türkei tun“, sagt der griechische Gegenspieler Ilicalis. Wie Real Media den anvisierten Einstieg auf dem heftig umkämpften türkischen TV-Markt finanzieren will, ist indessen unklar.
Fest steht: Die verkaufte Auflage von Real News, Sonntagszeitung und Flaggschiff der Mediengruppe, brach 2015 massiv ein. Der Jahresumsatz der Real Media betrug im Jahr 2013 laut letzten verfügbaren Daten 24,11 Millionen Euro. Zugleich drücken das Medienhaus 25,61 Millionen Euro Verbindlichkeiten.
Dennoch: Die vollmundige Ankündigung ist im Raum und könnte auch der Regierung Tsipras gelten. Dem Vernehmen nach wollen Chatzinikolaou und Co. bei dem bevorstehenden Wettbewerb eine TV-Lizenz in ihrer Heimat Griechenland erwerben. Das griechisch-osmanische Fernsehmonopoly hat gerade erst begonnen.
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