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■ TV-NachrichtenKein Bild, keine News

Die Bilder von den Agenturen waren knapp: „Ich brauche noch Panzer“, rief ein Redakteur verzweifelt. Es war während des Golfkriegs in der News-Redaktion eines Privatsenders. Kurzerhand schnitt man russische Panzer aus Afghanistan in den Beitrag. Panzer sind Panzer, und Krieg muß aussehen wie Krieg.

Informationen sind im Fernsehen hauptsächlich Bilder, und von einem Ereignis wie dem Krieg kann es gar nicht genug geben. Es sind aber zu wenige: Kaum Bilder aus dem Kosovo, nur zensierte Perspektiven aus Serbien: „Jeden Tag“, berichtet Gottfried Langenstein, beim ZDF für internationale Einkäufe zuständig, „stehen Sie als Nachrichtenredakteur vor der Frage: Zeige ich wieder das serbische Fernsehen?“. Die Bilder seien mächtiger als alle Distanzierungen. Als News-Profis am Mittwoch auf dem Leipziger „Medientreffpunkt“ über Nachrichtenhandel diskutierten, ging es natürlich um den Krieg und den Mangel an Bildern. Der mache die verschiedenen Nachrichtensendungen immer gleicher – nicht nur im Krieg. Alle Sender sind auf das Bildmaterial der Agenturen und der US-Networks angewiesen, und auch, wenn man wie ARD und ZDF relativ viele Teams überall postieren kann, wird deren Material oft weitergereicht oder geteilt, um Geld zu sparen. Einen „Zwang zur Konformität“ stellte MDR-TV-Direktor Henning Röhl fest, einst „Tagesschau“-Chef. Bernd Schwintowski von n-tv sieht da nicht so ein Problem: „Nachrichten heißen Nachrichten, weil sich alle danach richten.“

Nur vage Ideen hatte das Podium, der „Verwandlung der Nachrichtenwelt“ (Langenstein) zu begegnen: „Zurück zu den Wortmeldungen, die nicht unter Bilderzwang stehen“ (Röhl); „eine Menge hochtechnischer Graphiken“ (Schwintowski) könnten Bilder ersetzen. Nur Langenstein wollte gezielt über „weiße Flekken“ in den Nachrichten berichten: „Man muß vor allem die Leute stützen, die die leiseren Themen gründlich bearbeiten.“ Nur wenn die Nachrichtensendungen sich unterscheiden, könnten sie etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. lm

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