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TV-Krimi PolizeirufJeder zieht und zerrt

Was ist denn nun „das Beste fürs Kind“? Mama, Papa und noch 'ne Mama – alle lügen wie wild und in der Oder schwimmt ein Toter.

Szene aus dem Polizeiruf Foto: RBB/Britta Krehl

Bei manchen Sätzen wird man misstrauisch. „Das ist das Beste fürs Kind“, gehört dazu. Gerne werden mit dem Verweis aufs Kindeswohl zweifelhafte Motivationen weißgewaschen, die eigene Selbstsucht zum Beispiel, oder die eigene Unzulänglichkeit. „Das ist das Beste fürs Kind“ ist also auch in diesem neuen „Polizeiruf“ aus Frankfurt (Oder) die beste (und billigste) Lüge, mit der alle Beteiligten vorgeben, das Wohl des sechs Monate alten Leon im Blick zu haben.

Da ist Sabine Hallmann (Katharina Heyer), die ihren kleinen Sohn kurz auf der Kinderstation eines Krankenhauses allein lässt, um dann bei ihrer Rückkehr vom Kaffeeautomaten zu bemerken: Das Kind ist weg, entführt auf die andere Seite der Oder, in einem Lieferwagen mit polnischem Kennzeichen.

Dass Leon kurz darauf wohlbehalten vor der Notaufnahme des Krankenhauses in Słubice ausgesetzt wird, lässt die ­Ermittler Lenski (Maria Simon) und Raczek (Lucas Gregorowicz) erst recht misstrauisch werden – zumal der Entführer tot in der Oder liegt und sich herausstellt, dass Sabine Hallmann nicht die leibliche Mutter von Leon ist.

Die Affäre, die ihr Mann Robert (Tobias Oertel) vorgibt mit der Polin Anna Kowalksa (Agnieszka Grochowska) gehabt zu haben und dessen Ergebnis Leon nun sein soll, nimmt Hauptkommissar Raczek den Hallmanns nicht ab: „Sie haben das Kind in Polen gekauft, stimmt’s?“ Tatsächlich stellt sich der Vaterschaftstest, mit dem Robert seine Elternschaft beweisen will, als gefälscht heraus.

Der Krimi

Brandenburg-„Polizeiruf 110“: „Das Beste für mein Kind“, So., 20.15 Uhr, ARD

„Meine Frau hatte fünfzehn künstliche Befruchtungen und zehn Abgänge. Wissen Sie, was das heißt?“, fragt Hallmann den Kommissar. „Anna hat Leon wegen mir weggegeben“, sagt Anna Kowalskas Mann Bartosz (Piotr Stramowski). Seine Frau hatte, wie sich herausstellt, eine Affäre mit dem toten Entführer des Kindes. „Es war das Beste für Leon“, beharrt Anna.

Die Qual eines unerfüllten Kinderwunsches. Eine Mutter, die aus Angst, ihren Partner zu verlieren, ihr Kind aufgibt. Ein Kind, an dem jeder zieht und zerrt – und das am Ende allein bleibt.

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, sagt der Kommissar. „Man hat immer eine Wahl. Immer hat man die“, kontert seine Kollegin Lenski. Gut auf den Punkt gebracht, dieser „Polizeiruf“.

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