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TV-Duell zur US-PräsidentschaftObama macht Boden gut

Diesmal hat Obama gekämpft. Er machte klar, wofür seine Politik steht. Blitzumfragen sehen den Präsidenten als Gewinner des Duells.

Kein Duett: Im TV-Duell setzte Obama Herausforderer Romney unter Druck. Das kam gut an. Bild: reuters

WASHINGTON dpa/dapd | Aufatmen im Obama-Lager. Wie ausgewechselt gab sich der US-Präsident in der zweiten TV-Debatte an diesem Dienstagabend. Diesmal ließ er seinem Gegner Mitt Romney nichts durchgehen, diesmal ging Barack Obama zum Angriff über, teilte Schläge aus. „Was Gouverneur Romney sagt, ist einfach nicht wahr“, gleich mehrfach fuhr der Präsident seinem Herausforderer in die Parade. Das hatte Obama in der ersten Debatte so klar nicht an den Mann gebracht.

Blitzumfragen zufolge hat US-Präsident Barack Obama die zweite TV-Debatte gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney gewonnen. 46 Prozent der Befragten sahen Obama laut einer Umfrage des Nachrichtensenders CNN als Sieger des Duells, 39 Prozent Mitt Romney. Auch nach einer Umfrage von CBS News behielt Obama mit 37 zu 30 Prozent die Oberhand.

„Er zeigte den Kampfgeist, den er in der erste Debatte vor zwei Wochen nicht gezeigt hat“, kommentiert denn auch die New York Times nur Minuten nach dem Rededuell. Drei Wochen vor den Wahlgang am 6. November wird immer mehr klar: Es könnte einer der spannendsten Wahlen in der jüngsten Geschichte werden.

Dennoch: Ein „Game Changer“ - ein Ereignis, das das Spiel völlig auf den Kopf stellt - war diese zweite Debatte nicht. Romney schlug sich tapfer, setze dem Präsidenten erneut mit der hohen Arbeitslosigkeit, mit der schlechten Wirtschaftslage zu. Originalton Romney: „Ich weiß, wie es besser geht. Ich habe mein Leben in der Privatwirtschaft verbracht.“ Das ist unterdessen zu seinem Credo geworden.

Präsenter als beim ersten Mal

Kein Wunder, dass sich erste Kommentatoren eher zurückhaltend geben. „Romney hatte einen soliden Auftritt...aber Obama die Nase vorn“, meinte der CNN-Experte David Gergen. „Romney ist gut, wenn der andere Typ nicht präsent ist“, sagte Joe Trippi, ein Berater der Demokraten, dem Sender Fox News mit Blick auf Obamas ersten Debatten-Flop. „Aber diesmal war Obama präsent.“

Auch eine Schnellumfrage des TV-Senders brachte ein eher gemischtes Meinungsbild zutage: 46 Prozent der Befragten fanden Obama besser, 39 Prozent Romney. Auch in Sachen Körpersprache hatte Obama in dieser Nacht auf Long Island dazugelernt: Diesmal schlug er nicht die Augen nieder, schaute nicht wie gebannt auf seine Schuhspitzen - diesmal blickte er meist direkt ins Publikum.

Obama hatte unter Druck gestanden, unter schwerem Druck. Der begnadete Rhetoriker hatte bei der ersten Debatte einen ebenso verheerenden wie unerklärlichen Flop hingelegt. Diesmal musste der Präsident seinem Herausforderer Kontra gegeben - „Rematch“ nannten das rührige Kommentatoren. Rückkampf. „Obama muss zeigen, dass er wirklich den Job will“, meinte ein ABC-Moderator.

Doch wie reagieren die Wähler auf dieses zweite Duell? Romney konnte nach der ersten Debatte zwar punkten, doch die Umfragen sagen im Kern noch immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Mehr noch: Es gibt Experten die meinen, überhaupt sei es in der Geschichte der US-Wahlkampfe nur extrem selten vorgekommen, dass die Debatten entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hatten.

Noch ist der Kampf Obama gegen Romney völlig offen. Das dritte und letzte Rededuell ist am nächsten Montag. Gewählt wird am 6. November.

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3 Kommentare

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  • C
    chris

    ich hatte gestern leider das duell verschlafen und war total neugierig wie es ausgegangen ist..nun les ich euren text und weiss genau soviel wie vorher ,....ich haette auch meine kleine stieftochter fragen koennen ...die haette mir gesagt "das er super war ",..keine tiefe ,kein inhalt ,keine info - schlechter artikel !

     

    ich muss nun auf andere quellen zurueckgreifen...

  • Z
    Zuschauer

    PREISFRAGE

    Was unterscheidet gnazseitige Berichte, wie eine show-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten gelaufen ist, von einer Theaterrezension?

    ANTWORT

    Im Theater haben die Figuren nicht die gleichen Namen wie deren Darsteller.

     

    Na wenigstens sind die Präsidentschaftswahlen in den USA so ehrlich ganz offen zu zeigen, wer in solch einer Demokratie gewählt wird. Grundvoraussetzungen:

    - mindestens 150 Mill. Dollar für den Wahlkampf. (In diesem Fall gilt: mehr hilft mehr)

    - Vor den Unterhaltungsshow-Zirkus von den richtigen Leuten Beraten worden zu sein, was statistische gesehen wie bei welchen und wie großen Wählergruppen ankommt

    - Effektive Vermeidung einer eigenen politischen Haltung, wenn sie nicht zum vorigen Punkt passt.

     

    Jaja, die Welt ein Theater, die representative Demokratie die Bühne

  • V
    viccy

    Substanz in der Politik ist doch was schönes! Aber das wissen wir in Deutschland ja auch.