TREFFEN DER GLOBALISIERUNGSGEGNER IN PORTO ALEGRE WAR EIN ERFOLG: Weltweit vernehmbar
Wer geglaubt hatte, das Weltsozialforum von Porto Alegre würde innerhalb von sechs Tagen die Kräfteverhältnisse zwischen Neoliberalen und Globalisierungskritikern umkehren, der muss – wie Katharina Koufen gestern in der taz – enttäuscht sein. Nur: Damit hatten die Initiatoren des „Anti-Davos“ im Süden Brasiliens nie gerechnet. Dort bot sich die Chance zum Kennenlernen, zum Austausch, zur Entwicklung von gemeinsamen Strategien.
Dass diese Chance von vielen Aktivisten aus der angelsächsischen Welt und auch aus Deutschland nicht wahrgenommen wurde, hat kulturelle und auch politische Gründe: Die sozialen Bewegungen sind in Frankreich, Italien oder Lateinamerika ungleich vitaler als hierzulande. Entsprechend unterschiedlich war auch die mediale Wahrnehmung von Porto Alegre: Während etwa die großen französischen Zeitungen das Weltsozialforum als gleichrangiges Ereignis zum Treffen der „Herren der Welt“ in den Schweizer Bergen einstuften, verharrten die deutschen Medien im Eurozentrismus.
Bei der Breite der weltweiten Gegenbewegung kann es nicht verwundern, dass es teilweise gegensätzliche Positonen in einzelnen Punkten gibt. Das ist im neoliberalen Lager nicht anders. Richtig war daher, in Porto Alegre auf eine weitere Resolution mit gut gemeinten Absichtserklärungen zu verzichten. Die wichtigsten gemeinsamen Forderungen – Schuldenerlass für die Entwicklungsländer, Tobinsteuer, Abschaffung der inoffiziellen Weltregierung aus IWF, Weltbank und WTO – waren auch so deutlich vernehmbar.
Die über 15.000 TeilnehmerInnen von Porto Alegre diskutierten, organisierten sich – und feierten. Das ist kein Widerspruch, denn ein Ende der neoliberalen Ära kann es nur geben, wenn möglichst viele Menschen zum Mitmachen animiert werden, mit Verstand und Herz. Es ist folgerichtig und pragmatisch, das Weltsozialforum in einem Jahr erneut in Südbrasilien abzuhalten – mit der Option auf parallele Treffen in anderen Erdteilen.
Bezeichnenderweise soll die in Davos angekündigte neue Welthandelsrunde im diktatorisch regierten Wüstenstaat Qatar eingeläutet werden. Ob es tatsächlich dazu kommt, hängt von der Mobilisierung der demokratischen Gegenkräfte ab. Und dabei ist man in Porto Alegre einen wichtigen Schritt weiter gekommen. GERHARD DILGER
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