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Syrische Nationale KoalitionOppositionschef Al-Chatib tritt zurück

Er wirft der internationalen Gemeinschaft vor, das Massaker in Syrien tatenlos zu verfolgen. Nun hat Al-Chatib den Vorsitz der Nationalen Koalition niedergelegt.

Zurückgetreten: Ahmed Moas al-Chatib. Bild: dpa

BEIRUT afp | Der Vorsitzende der wichtigsten syrischen Oppositionsgruppe hat seinen Rücktritt erklärt. Ahmed Moas al-Chatib, der die Syrische Nationale Koalition leitete, erklärte am Sonntag, mit diesem Schritt wolle er sich Bewegungsfreiheit für seine weitere Arbeit verschaffen.

Zugleich übte er scharfe Kritik an der Weltgemeinschaft. „In den vergangenen beiden Jahren wurden wir von einem beispiellos bösen Regime niedergemetzelt, während die Welt zugeschaut hat“, schrieb al-Chatib.

Der aus Syriens Hauptstadt Damaskus stammende al-Chatib hatte das Bürgerkriegsland im vergangenen Sommer verlassen, nachdem Sicherheitskräfte von Staatschef Baschar al-Assad ihn mehrfach festgenommen hatten. Am 11. November wurde er bei einem Treffen der Opposition im Emirat Katar zum Präsidenten der Nationalen Koalition gewählt.

Das Oppositionsbündnis wird inzwischen von vielen Staaten als rechtmäßiger Vertreter des syrischen Volks anerkannt. Erst vor wenigen Tagen wählte es den langjährigen US-Manager Ghassan Hitto zu seinem Übergangsregierungschef für die von Rebellen kontrollierten Gebiete Syriens.

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4 Kommentare

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  • A
    Ant-iPod

    Ich finde es bewundernswert, dass ein doch sehr religiös geprägter Mensch wie Moas Al-Chatib dem vermeintlich säkularen Baschar Al-Assad vormacht, wie sich Demokraten verhalten.

     

    Wenn man seine politischen Ziele nicht durchzusetzen kann, ist es ein probates Mittel, zurückzutreten und den Weg für jemanden frei zu machen, der es besser macht.

     

    Baschar Al-Assad könnte viel von Moas Al-Chatib in Bezug auf Demokratie lernen. Meinen Respekt hat Herr Al-Chatib - wenngleich ich nicht alle seine Haltungen teile. Aber seine Meinung zu wahren und friedlich, gewaltfrei und demokratisch Konsequenzen zu ziehen, ist vorbildhaft.

  • A
    Ant-iPod

    @Toddi:

     

    Das Ihnen nach zwei Jahren Revolution in Syrien ihre eigenen Sätze nicht im Hals stecken bleiben, grenzt schon an ein Wunder ;-)

     

    Sie sagen, die Opposition sei Heterogen - ja, genau, dass will sie ja auch sein! Denn Gleichschaltung und Unterdrückung Andersdenkender unter dem Assad-Regime sind genau die Dinge, welche die Opposition abschaffen will.

    Ist doch komisch, dass der "so zerstrittene Haufen", offensichtlich hinreichend Einigkeit besitzt, sich zuerst mehrheitlich auf Al-Chatib und dann auf einen Premier zu einigen. Nicht einstimmig - das sind Demokraten TODDI, keine Lakaien - sondern Mehrheitlich.

    Komisch, dass diese "Uneinige" Opposition in der Lage ist, das Regime - wenngleich langsam, mangels Ausstattung - aber dennoch stetig zurückzudrängen. Ziemliche Leistung für eine Chaotentruppe, die so dumm sei, dass sie nur vom Westen oder wahlweise von radikalen Islamisten installiert worden ist... zudem es Ihrer Ansicht nach ja auch nicht die Syrer sind, sondern auch noch "Fremde", die da agieren... in Syrien..

    Ganz klar: Ja, es gibt auch Oppositionelle, die Verbrechen begehen - nicht nur Mord an Regimetreuen, sondern auch Plünderung von Hilfskonvois, etc. - das muss man benennen und das wird eine der ersten Aufgaben für die neue Regierung sein, dem Einhalt zu gebieten.

     

    Das konnte Al-Chatib noch nicht leisten - deswegen tritt er ja auch wegen der noch unzureichenden Einbeziehung der FSA in die politische Organisation zurück.

    Ferner sieht er ein, dass er es nicht vermochte, die Weltgemeinschaft zum Schutz der syrischen Zivilbevölkerung zu bewegen. Deswegen tritt er nun zurück und überlässt das Feld einer neuen Regierung, welche eine Alternative zu Baschar Al-Assad darstellt. Das verdient Respekt.

     

    Das Syrien von Morgen ist ein Syrien ohne Baschar Al-Assad und ohne das Regime. Es wird ein besseres Land sein und Moas Al-Chatib hat wesentlich dazu beigetragen, indem er - wenngleich nicht alle - viele Oppositionsgruppen zusammengeführt und vertreten hat.

  • T
    toddi

    Und auch über die Anfänge der „Revolution“ fällt so langsam der Vorhang 7 min erzählen viel über den Beginn der Ereignisse in Daraa Zitat Auszüge „ Zivilisten bewerfen Feuerwehren mit Steinen, um die Sicherheitsoffiziere zu provozieren.....Ein junger Mann Anfang 20 war geschockt, von dem, was er sah. Er sah den Gerichtshof in Daraa brennen, und weil er das nicht akzeptieren wollte,rief er laut „friedlich, Jungs!“ Friedlich, Jungs...Am nächsten Tag berichteten die syrischen Medien von einer Operation der syrischen Sicherheitskräfte, während der letztere Kisten voller Waffen und Unmengen von Geld in der Omari-Moschee in Daraa gefunden hatten..."Es gab eine Beerdigung im Gebiet Sayyeda Zainab, an der wir teilgenommen haben. Dort war jemand, der Muhammad al-Shadeed genannt wurde. Khalid Shaheen sagte mir, er würde mit Sicherheitskräften zusammenarbeiten, und brachte mir ein 9mm-Gewehr... Wir haben wahllos um uns geschossen, daher habe ich Muhammad al-Shadeed erschossen, ich stand hinter ihm...Ich verschoss 4 Kugeln, die vierte traf ihn in den Kopf. Khalid Shaheen hat alles gefilmt und dann an al-Jazeera, Arabiya und Orient-TV geschickt mit der Behauptung, dieser Muhammad al-Shadeed sei von Sicherheitsoffizieren getötet worden." - „Märtyrer Muhammad Raed al-Shadeed wurde von Assads Banden getötet“ ...Einige regimefeindliche Seiten bestätigten später die Wahrheit über die Waffen in der Moschee. Vier Tage nach dem ersten Protest wurden Waffenkisten mit Munition und Mengen von Geldern und ein Feldhospital in der Omari-Moschee gefunden, dessen Zusammenstellung und Sortierung mindestens einen Monat in Anspruch genommen haben muss. Was hat also nun zuerst begonnen: die Proteste oder die Umwandlung der Moschee in eine Militärbasis?" Quellen: http://syrieninfo.blogspot.de/

    viel Spaß“ beim Vermehren der erworbenen Erkenntnisse ...

  • T
    toddi

    Und welche Überraschung, erfährt man hier nur die halbe (unvollständige) Wahrheit. Unparteiische Medien erlauben sich da schon mehr Präzision. Als Folge der vom Ausland diktierten "Wahl" bricht die Einigkeit der Opposition der Wunschdenker, (sollte sie denn je auch nur in Ansätzen existiert haben) jäh auseinander. Zitat "Der Sprecher der syrischen Oppositionskoalition, Walid al-Bunni, die Vize-Chefin der Koalition, Suhair Atassi, und weitere einflussreiche Oppositionelle kündigten an, ihre Teilnahme an der Koalition aussetzen zu wollen. "Das sind sogar gute Neuigkeiten, denn sie beweisen 1. nicht alle in der "Opposition" wollen Syrien in den Ruin reiten (politisch wie ökonomisch) und 2. die die es wollen werden es nicht schaffen (Unter der Voraussetzung das es zu keiner direkten militärischen Einmischung der USRAEL/NATO und ihrer absolutistischen "Demokratien" kommt) wird das syrische Volk, und damit auch der klügere sunnitische Teil siegen, auf der Strecke bleiben die Klerikalfaschisten und die "grüne Gürtelpläne" des Westens …