: Syrien in der ökonomischen Krise
Unruhigen Zeiten sieht Syriens Präsident Hafis al–Assad (“Der Löwe“) entgegen. Die 16jährige Herrschaft des Luftwaffen–Generals an der Spitze der Baath– Partei gilt in der modernen Geschichte des Landes als Epoche der innenpolitischen Stabilisierung und forcierten Industrialisierung. Abgesehen von der Gesundheit des Präsidenten, der 1983 eine schwere Herz–Attacke erlitt, glaubt kaum jemand an ernsthafte innenpolitische Konkurrenten, die das Regime gefährden könnten. Auch wenn im Frühjahr dieses Jahres wieder einmal Bombenanschläge Damaskus und andere Städte erschütterten, demonstriert Hafis al–Assad eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen. Gestützt auf die konfessionell definierte Minderheit der Alawiten, die ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht, hat das Regime bisher nie gezögert, jede interne Herausforderung wenn nötig auch mit massiver Gewalt zu unterdrücken. Unübersehbar ist allerdings die tiefe ökonomische Krise des Landes, das 58 Verteidigungsausgaben verkraften muß. Als Haupt–“Konfrontations“–Staat im Kampf mit Israel wurde Syrien auf dem Arabischen Gipfel 1978 in Bagdad zwar ein jährlicher Zuschuß von rund zwei Milliarden Dollar zugesprochen, doch nur Saudi Arabien hat seinen Teil dieser arabischen Solidarität an den Bruderstaat gezahlt. Mit den sinkenden Einnahmen aus dem Ölgeschäft wird auch diese dringend benötigte Hilfe weniger werden oder ausbleiben. Fehlende Importgüter, besonders Ersatzteile und Rohmaterialien, haben schon heute Teile der syrischen Industrie lahmgelegt. Die größte Gefahr aber droht von außen. Trotz oder gerade wegen der wiedererstarkten militärischen Kapazität Syriens - Eckstein des Verteidigungskonzepts ist die von den Sowjets gelieferte Mittelstreckenrakete SA–5, die das gesamte israelische Staatsgebiet treffen könnte - kann eine erneute Konfrontation zwischen Israel und Syrien nicht ausgeschlossen werden. Die politische Isolierung Syriens durch die Maßnahmen der europäischen Länder und der USA wegen angeblicher Beteiligung an terroristischen Aktivitäten wird in Damaskus als ein Schritt auf einen Krieg mit Israel hin verstanden. Der Fehlschlag des von Syrien inspirierten Friedensabkommens zwischen einigen libanesischen Bürgerkriegs– Parteien im Sommer dieses Jahres manifestiert dazu noch eine strategische Schwäche der Syrer im Libanon, der von ihnen eigentlich als Vorhof des eigenen Hauses angesehen wird. thore
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