Kommentar: Sympathisch chaotisch
■ Die Welt stolpert nach Bremen hinein
Mit vereinten Kräften ist in Bremen einmal verhindert worden, daß die Bremer Nachrichten als eigenständige Zeitung erhalten blieb; u.a. Springer hatte Interesse am Kauf bekundet, der Weser Kurier hat sie geschluckt. Auch die Morgenpost ist aus Bremen verschwunden – arm ist die Presselandschaft geworden.
Da hat jemand Interesse an Bremen, eine Stimme mehr – das kann nur gut sein. Daß der erste Schritt so überstürzt und spontihaft passiert, macht das Projekt und die armen netten Kollegen an der Baumwollbörse sogar richtig sympathisch. „Von der taz lernen heißt siegen lernen“, fällt dem taz-Geschäfstführer in Berlin zu der Bremensie ein, der mit dem Bremer Lokalteil auch immer seine Mühe hat und, wenn er sich entspannt zurücklehnt, die Kochstraße hinunter auf das Springerhochhaus blickt. Immerhin macht die Welt in einem Jahr mehr Defizite als die taz in den 18 Jahren ihres Bestehens.
Da ein Konzern wie Springer bei anderen Projekten auf dem Zeitungsmarkt allerdings Hunderttausende investiert und im Zweifelsfall in den Sand setzt, ist das Improvisieren mit der Bremen-Beilage doch eine Nachfrage wert. Auch die taz hat in Bremen vor elf Jahren mit einer einmaligen wöchentlichen Lokal-Beilage begonnen – und schnell vor der Frage gestanden: Entweder gar nicht mehr oder täglich. Die Nagelprobe für das Interesse des Springer-Verlages an Bremen wird erst noch kommen. Klaus Wolschner
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