das portrait: Sydney Schertenleib schreibt …
Vor dem Spiel versucht sie, cool zu bleiben, den gewohnten Ablauf zu haben und sich nicht allzu fest unter Druck zu setzen. Nach dem Spiel setzt sich Sydney Schertenleib gerne einmal ins „Gedankenkarussell“, wie die Schweizer Nationalspielerin der Schweizer Tageszeitung Blick mitteilt. Und dann kann es sein, dass die Spielerin des FC Barcelona dem Vereinskollegen und noch Minderjährigen Lamine Yamal noch eine Kurznachricht schreibt.
Der Boulevard hat sie also entdeckt. Die Stars der Szene, auch schon die Starlets, wissen die üblichen Muster längst zu bedienen – meist selbst über Insta oder andere soziale Medien: so auch Sydney Schertenleib, 18 Jahre alt, jüngste Spielerin der Schweizer „Nati“, EM-Debüt gegen Island (2:0) am Sonntag, zweimalige Meisterin (einmal der Schweiz, einmal in Spanien) und so etwas wie das größte Talent im Gastgeberinnenland. Ob es allerdings so groß ist wie das ihres Chatpartners?
Es gibt auch böse Stimmen, die Schertenleibs Laufbereitschaft kritisieren oder sie längst nicht so gut beurteilen wie ihre patente Teamkollegin Géraldine Reuteler (Eintracht Frankfurt) beispielsweise. So stand Schertenleib gegen Island auch erstmals seit einigen Spielen wieder in der Startelf, wusste dann aber mit einem Assist (einem „magistralen Pass“, wie die Schweizer Plattform J schreibt) und großem Spielverständnis zu überzeugen. Ballbehandlung, Beschleunigung, Technik, Spielwitz, vorbildliche Athletik, Gefühl für den Raum – das alles zeichnet sie aus. Tatsächlich hat ihr der Wechsel von Zürich nach Barcelona gut getan – eben nicht nur, was Privates betrifft.
Ihren Werdegang vom Ballmädchen zum kommenden Superstar beschreibt das Schweizer Magazin Watson so: „Sie schlief mit Ball und zog sich an wie ein Junge.“ Nach den beiden Zürcher Vereinen FC und Grashoppers zog es sie zum besten Team Europas, ja, der Welt, nämlich zu Barça. Dass in diesem Jahr Arsenal die Champions League gewonnen hat, lag nicht an ihr, denn im Finale musste sie zuschauen. Genauso übrigens wie Nati-Kollegin Lia Wälti auf der anderen Seite.
Vor diesem Spiel begann denn auch die Viral-Romanze mit dem anderen Star des Weltklubs, dem bei den Männern. Denn der kommentierte einen Post von Schertenleib mit einem „Flammen-Emoji“, was Abertausende Likes nach sich zog. Doch die Champions League ist Geschichte – und die Heim-EM die perfekte Bühne für Schertenleib, es ihren Hatern und Followern zu zeigen. Schnell genug ist sie.
Lamine Yamal wird übrigens am 13. Juli endlich 18. Wäre doch schön, wenn die Schweiz dann noch dabei wäre. Am Donnerstag geht’s im Gruppenfinale gegen Finnland ums Weiterkommen. Fire! René Hamann
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