Svenja Bergt über den Fernbusmarkt: Nur Liberalisierung reicht nicht
Es war vor ein paar Wochen, auf dem Weg zur Arbeit, an einer großen Kreuzung. Das Fahrrad lag noch auf der Straße, eine rote Packtasche am Gepäckträger, weiße Kreidekreise auf dem Asphalt. Krankenwagen waren keine mehr da, nur noch Polizei, die den Ort absperrte. Über dem Fahrrad, tatsächlich darüber, stand: ein Reisebus.
Wie sehr die Liberalisierung des Fernbusmarktes vor drei Jahren den Verkehr verändert, ist nicht nur auf Autobahnen, sondern auch in den Städten deutlich zu merken. Zuerst war es nur hier und da ein Bus mehr. Dann fielen sie stärker auf, wenn etwa zwei hintereinander haltend eine Busspur blockierten. Irgendwann schienen Fahrer die Seitenstraßen als praktische Parkplätze zu erkennen, teilweise anscheinend auch als – mehr oder weniger offizielle – Haltepunkte, an denen die Fahrgäste aussteigen können. Mitten in der Stadt, das ist schließlich einer der Vorteile der Fernbusse. Die Nebenwirkungen: zusätzliches Verkehrsaufkommen; kritische Situationen mit anderen Verkehrsteilnehmern wie eben Radfahrern; Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub, wo die Busse schlechter abschneiden als die Konkurrenz von der Schiene.
Das ist der äußere Konflikt. Dazu kommt ein innerer, denn: Sind Fernbusse nicht von Vorteil? Sie erlauben es auch Menschen mit kleinem Geldbeutel, zu reisen. Und jenen, die nicht das ständige Umsteigen samt Gepäck bei der Bahn in Kauf nehmen wollen oder können, die sich einen Ansprechpartner auf der Fahrt wünschen – und sei es eben der Busfahrer.
Es gibt also einen Bedarf, den die Fernbusse stillen. Und diverse Probleme, die sie verursachen. Mögliche Lösungen reichen vom Kölner Modell – dem Auslagern aus der Innenstadt – über technische Hilfen, um etwa Abbiegesituationen zu entschärfen, bis hin zur Maut für Busse oder einer Verbesserung des Service bei der Bahn. Oder all das gleichzeitig. Klar ist: Es braucht Lösungen. Den Markt einfach zu öffnen reicht eben nicht.
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