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Sven-Michael Veit über den Hamburger VerfassungsschutzBesten Dank an G20-Hobby-Revolutionäre

Dem Hamburger Verfassungsschutz geht es prächtig. -isten aller Art nähren ihn vortrefflich. Kaum noch ein Bürger bis weit ins linksliberale Spektrum hinein bezweifelt seine Notwendigkeit angesichts der Schlechtigkeit der Welt. Seine Abschaffung fordern selbst Grüne und Linke schon lange nicht mehr. Deshalb ist die Gefahr, dass er sich wieder wie in unseligen Zeiten, bar demokratischer Kontrolle, zum Staat im Staate aufschwingt, so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Aus Jahren wie 2017 mit dem G20-Gipfel zieht er zusätzliche Legitimation. Wenn klammheimliche Sympathien toleranter Teile der Gesellschaft mit dem linken Spektrum angesichts der Amokläufe selbstgerechter Hobby-Revolutionäre schwinden, machen sie in der Backstein-Trutzburg am Johanniswall schon mal ein Fläschchen auf – und tragen nur zu gern die Mär von der schwer erziehbaren Roten Flora weiter vor sich her.

Dabei wissen beide Seiten, Floristen wie Schlapphüte, dass sie nur ihre Folklore pflegen. Mit den betagten Schrebern im autonomen Kleingarten am Schulterblatt lässt sich kein Verfassungsschutz mehr begründen, deshalb muss die Monstranz poliert werden.

Die Islamisten halten auch die Füße so still, dass der Supermarktmord von Barmbek zum islamistischen Terror erklärt werden muss. Obwohl der IS, der sonst nur zu gern mit seinen monströsen Untaten prahlt, sich dazu nicht bekannt hat. Aber ganz ohne Gewalttat lässt Hamburgs Verfassungsschutz die Mörderbande aus dem Nahen Osten nicht davonkommen. Dafür hat er immer noch keine Erkenntnisse über den NSU. Wie auch, er hat seit zehn Jahren auch nicht danach gesucht.

In diesem Jahr hat der Verfassungsschutz, der sich sonst ständig krampfhaft selbst begründen muss, gut lachen. Der G20-Gipfel war ein Fest für ihn. Besten Dank an seine Unterstützer von der Internationalen der Wirrköpfe.

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