piwik no script img

Susili, willst du Rosamunde rezensieren?

betr.: „Lebenskunst protestantisch“, taz.mag vom 18./19. 9. 99

Wie könnt ihr so eine junge dumme Nuss so blasiert und altklug über ein Buch schwadronieren lassen, das in seiner Klarheit und Reflektiertheit eine Wohltat für jeden ist, der sich bislang erfolgeich der Enthirnung widersetzt hat – ein Buch, das eine echte Rezension und Rezeption verdient hat?

„Noch immer sind die großen Städte für sie (Inge Viett) die Hure Babylon.“ Susanne-Kindchen, was sind sie denn für dich? Der reich gedeckte Warentisch für Fun und Fitness und korrekte Bildung, bei der man sogar das schwere Wort „chiliastisch“ lernt und sich so dies und das über Terrorismus und Ästhetik und Kapitalismus und so'n Kram anlesen kann?

Kaum zu fassen, dass Inge Viett mehr über Kuba zu berichten hat als Neckermann und Co. Wie kommt das bloß? Wahrscheinlich, weil sie „so sympathisch ist, trotz allem (sic!)“. Und ihr Kampf hatte mit Nächstenliebe zu tun? Susannchen, greif doch ab und zu mal zu alten Klassikern, z. B. zu Marx/Engels Werken statt zur Bibel.

„Da ist also ein Rest, der sich den Formeln, dem Weltbild von Inge Viett entzieht. Lässig, wie sie damit umgeht.“ Susili, lässig ist hier bloß, wie du mit dem großen Rest umgehst, der sich deinem Weltbild entzieht. Vielleicht schreibt Rosamunde Pilcher ja mal einen Roman, dann hast du was zum Rezensieren.Annette Pollmann, Bonn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen