Susanne Knaul über die Umsiedlung der Palästinenser von Sussia: Tatsachen schaffen
Die Schikanen, die das kleine Hirtendorf Sussia im Westjordanland über sich ergehen lassen muss, bieten für sich genommen schon einen ausreichenden Grund für eine internationale Solidaritätskampagne. Zum dritten Mal innerhalb von lediglich knapp drei Jahrzehnten stehen einige Hundert Palästinenser vor der Vertreibung.
Hier trifft es die Ärmsten der Armen. Familien, die ohne fließendes Wasser und mit nur wenig Strom in provisorischen Unterkünften von dem leben, was die karge Natur ihnen gibt, und die nicht mehr als das verlangen. Ein Umzug in die nahe gelegene Stadt Jatta, wie es Israels Behörden vorschwebt, würde den Bruch mit der Tradition ihrer Familien bedeuten und den Verlust der mageren Einkommensquellen, aus denen sie sich bislang ernährten.
Die Argumentation der Gerichte, die einerseits die Besitzansprüche der dort lebenden Palästinenser anerkennen, auf der anderen Seite die Menschen das eigene Land nicht nutzen lassen, zwingt die Hirten von Sussia in eine absurde Situation.
Ihr Pech ist es, dass sie in der C-Zone leben, jenem Gebiet also, das noch komplett unter israelischer Kontrolle steht, und in dem Israel mit dem Bau von Siedlungen Tatsachen zu schaffen versucht. Und das politische Ziel der Besatzungsmacht ist allzu offensichtlich. Die Vertreibung der Hirten ist der erste Schritt, die Annexion ihres Landes der nächste.
Und nur selten hat es einen so massiven und internationalen Protest gegen eine von Israel geplante Maßnahme gegeben wie in den vergangenen Tagen gegen eben diesen Abriss des Dorfes Sussia.
Die Menschenrechtsorganisationen in Israel leisten ganze Arbeit. Das palästinensische Hirtendorf sollte ein Beispiel dafür werden, wie die Region von außen wieder zurück auf das Gleis der Zweistaatenlösung gelenkt werden könnte. Alles andere wäre ein Sieg für die Siedler und ihre Vertreter in Israels Regierung.
Ausland
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