piwik no script img

■ SurfbrettDer Castor und der Krieg der Sterne

Rainer Castor heißt seit seiner Geburt im Jahr 1961 Rainer Castor. Erst die Suchmaschinen des Internets bringen alles durcheinander. Rainer Castor hat mit dem Castor der Atomindustrie nichts zu tun, er sitzt für die SPD in seinem Geburtsort Andernach im Ausschuß für Energie und Umwelt. Ob Castor gegen den Castor-Transport nach Ahaus war, ist der ihm gewidmeten Website unter www.vpm.de/PerryRhodan/castor .html nicht zu entnehmen. Sozialdemokraten sind im Prinzip dagegen, aber ganz froh, das Zeug in ein jeweils anderes Bundesland abschieben zu können. Wenn Castor dagegen war, hat er ihn nicht verhindern können. Er kümmert sich nur auf dem Planeten Erde um die Umwelt von Andernach, sonst lebt er in ganz anderen Welten. Er ist Autor von Perry-Rhodan-Romanen, sein drittes Heft heißt „Das Versteck der Sternengarde“, und dem Verlagstext zufolge beginnt die Handlung so: „Über Jahrtausende hinweg schützten körperlose Lemurer ihr Refugium in der Dunkelwolke, doch als die Kräfte des mysteriösen Goldenen das Temur- Sonnenfünfeck angreifen, entfesseln die Körperlosen einen Hypersturm. Das scheint das Ende für den Sonnentransmitter einzuleiten...“ Die Suchmaschine hat doch recht. Castor denkt an den Castor, wenn er über Lemurer, Dunkelwolken und das Ende des Sonnentransmitters schreibt. Das inspiriert ihn. Schon die Griechen haben ihn ja an den Himmel versetzt, den Castor, mit seinem Zwillingsbruder Pollux zusammen, und ganz in diesem Sinne hat unser Leser Moritz, der sich „Fox Mulder“ nennt, sein Castor-Erlebnis in eine Website gegossen (members .freepage.de/delasol/castor/ index.html). Ihn erinnerte der Polizeiaufmarsch an den Krieg der Sterne. Auf einem farbigen Riesenbild sind die „Letzten Aufrechten im Kampf gegen das Imperium und den Polizeistaat“ zu sehen. Leser Moritz hat völlig recht, wenn ihm die Szenen von Ahaus unirdisch und alptraunmhaft vorkommen. Er läßt dazu die Titelmusik des Films einspielen – man möge sich beim Laden bitte etwas gedulden –, wenn der Schlachtenlärm verklungen ist, fällt aber dann doch auf, daß diese wunderbare Website Fragen offenläßt: Warum sind das die letzten Aufrechten? Kommen keine mehr nach? Und warum unterscheidet Moritz zwischen „Imperium“ und „Polizeistaat“? Vielleicht kann das Rainer Castor in Andernach klären.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen