■ Surfbrett: Wie die Grünen ihre Themen verschenken
Warum wundern sich die Grünen, daß die Bild-Zeitung ihr Wahlprogramm nicht immer wörtlich abschreibt? Offenbar haben die einstigen Hätschelkinder der Medien die Spielregeln vergessen. Die Bundestagsfraktion hat sich eine neue Website schreiben lassen (www.gruene-fraktion.de). Die Grafiker gaben sich große Mühe, aber das Elend des Inhalts beginnt schon bei der Menüliste. Unter „Aktuell“ sind „Pressemitteilungen der letzten vier Wochen“ abgeheftet, die jüngste belehrt uns, daß der Bundeshaushalt 1999 ein „schweres Erbe“ sei. Dann doch lieber „Unsere Themen“. Leider führt dieser Link nur noch tiefer in die Bonner Einöde der Geschäftsordnungen. Die Grünen haben keine Themen, sie haben Arbeitskreise, nach römischen Ziffern geordnet. Was sich dahinter verbirgt, läßt sich nicht einmal raten. Unter „III“ ist ein „Multimediawettbewerb zum Thema „Sinnformation“ abgelegt. Man ahnt schon ein Inlandsflugverbot für Computer. Aber nein, 3.000 Mark hat eine Arbeitsgruppe erhalten, die das deutsche Radwegenetz im Web dokumentieren will. Tempolimit also. Weitere 3.000 Mark gingen an das „Zamir“-Netz, dessen Verdienste im jugoslawischen Bürgerkrieg so unbestritten wie allbekannt sind. Die Preisverleihung, die irgendwann nach dem 27. Februar stattgefunden haben muß, ist nicht einmal der Bild-Zeitung aufgefallen.
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