■ Surfbrett: Die Delfine vor dem Eisberg der Titanic
Hollywood pfuscht. Der 20 Jahre alte Student John Sandys hat unter www.movie-mistakes.com etwa 2.500 Fehler aus über 700 Filmen zusammengetragen. In „Jurassic Park“ von Spielberg ist die Tür eines Jeeps zuerst offen, dann zwei Szenen lang zu, um genau dann wieder offen zu stehen, wenn der Anwalt vor dem T-Rex flüchten muss. Noch mal Glück gehabt, keine Chance dagegen in Tarrantinos „Pulp Fiction“: Dort sind die Einschusslöcher in einem Appartement schon da, bevor John Travolta seinen Revolver sprechen lässt. Und eine Sonnenbrille sitzt auf der Nase und verschwindet wieder, wie die Zigarette in der Hand von Sharon Stone beim Verhör in „Basic Instinct“. Während der Star mit gekreuzten Beinen die Fragen beantwortet, verschwindet der Glimmstengel ganz einfach und kehrt kurz darauf zurück. „Wer schaut schon auf eine Zigarette“, fragt Sandys, der in Southampton, Großbritannien, lebt. Die Idee für seine Website kam ihm im Sommer 1996. Er stieß durch Zufall auf eine Liste von Filmschnitzern in den Newsgroups von Compuserve. Weitere Hinweise können nun an webmaster movie-mistakes.com geschickt werden. Ganze Beraterstäbe irren. In „Titanic“ tummeln sich Delfine um den Luxusdampfer, die es in der Nähe von Eisbergen nicht geben kann. Im Kriegsfilm „Patton“ fährt die deutsche Wehrmacht amerikanische Panzer, die US-Army hält mit Pershings aus den Achtzigern dagegen. Wer schaut schon auf Raketen? Die Crew von „Apollo 13“ hört „Let it be“ von den Beatles, die auch erst nach dem Katastrophenflug auf den Markt kamen. Überhaupt die Töne: In „Terminator II“ flieht die Hauptdarstellerin barfuß aus dem Krankenhaus, während im Dolby-Surround ihre Schuhe auf dem Kachelboden klappern. Und in der Schlussszene von Titanic ruft einer aus der Rettungsmannschaft auf hoher See: „Kann mich jemand hören?“ Nur das Echo antwortet ihm. Aber woher? „Da ist nichts drum herum, was ein Echo hervorrufen könnte“, stellt Sandys mit absolut fehlerfreier Logik fest. Reiner Wandler
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