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Archiv-Artikel

pressschlag Supertrainer wieder auf deutschem Boden

Nach der Absage Arsène Wengers ist Otto Rehhagel wieder alleiniger Favorit bei der Trainerfindungskommission

Eine neue Abkürzung ist in aller Munde. Sie hört sich an, als bezeichne sie ein gefährliches Umweltgift oder eine geheimnisvolle Infektionskrankheit aus Südostasien: TFK. Es handelt sich um das Kürzel für Trainerfindungskommission, jenes Gremium, das vom DFB-Präsidium installiert wurde, um jemanden für eine Aufgabe zu finden, die so recht keiner übernehmen will. Arsène Wenger zum Beispiel, der Erfolgstrainer von Arsenal London, war einen Tag lang der Lieblingskandidat beinahe aller Sportredaktionen des Landes. Einen Tag später ist der Traum auch schon ausgeträumt: Wenger will nicht. In seiner höflichen Absage ist deutlich zu spüren, dass der Elsässer wohl nie so richtig ernsthaft erwogen hat, über ein Angebot des DFB nachzudenken. Noch ein Supertrainer also, der sich mit einer deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-WM 2006 nicht blamieren will.

Nun steht der EM-Supertrainer Otto Rehhagel wieder ganz alleine ganz oben auf der TFK-Wunschliste. Andere Topkandidaten gibt es erst gar nicht. „An Rehhagel führt kein Weg vorbei“, salbadert Franz Beckenbauer schon deshalb unentwegt. Doch Rehhagel, der – wie es ZDF-Grinsebacke Rolf Töpperwien wohl sagen würde – sich seit vorgestern wieder auf deutschem Boden befindet, hält sich weiterhin bedeckt. Der griechische Verbandspräsident wird nämlich nicht müde zu betonen, dass er seinen Rehhagel nicht hergeben will, Rehhagel selbst tut derweil so, als liege die Entscheidung ohnehin nur bei ihm selbst. Und bei seiner Frau Beate, weshalb der Boulevard nun aufstöhnt: Schon wieder eine Trainerfrau! Nachdem schon Hitzfelds Gattin die Frechheit besaß, sich in die Trainerdebatte einzumischen, spielt für das Fanvolk nicht mehr die Spielerfrau vom Schlage einer Angela Häßler oder Bianca Illgner die Rolle des gefürchteten Vamps, sondern: die Trainerfrau.

Es ist also weiterhin unklar, ob Rehhagel wirklich Bundestrainer werden darf, selbst wenn er Bundestrainer werden will. Und weil die TFK nicht so dastehen will wie Mayer-Vorfelder nach der Hitzfeld-Absage – nämlich mit leeren Händen –, werden jetzt schon einmal Namen genannt, mit denen nun wirklich niemand rechnen konnte. Volker Finke beispielsweise. Ein Provinzfürst aus dem Fußballdörfchen Freiburg als Alternative für den Global-Player-Trainer Arsène Wenger. Die TFK sucht wirklich überall. ANDREAS RÜTTENAUER