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Supermarkt, Bäcker, Friseur: Ich führe viele Gespräche, über die ich mich freuen kannHeile Welt

AM RAND

Klaus Irler

Meine Mutter liest immer, was ich hier schreibe, und manchmal sagt sie auch was dazu. Nachdem die letzten beiden Kolumnen davon berichtet hatten, wie ich mich auf dem Weihnachtsmarkt übergeben musste und in einem Bekleidungsgeschäft den Hitzetod starb, sagte meine Mutter: „Du schreibst immer so negativ. Schreib’doch mal was Positives! Etwas, über das sich die Leute freuen können!“

Das hat mir zu denken gegeben. Nun bin ich aus meiner Jugend gewohnt, nicht das zu tun, was meine Mutter mir sagt. Aber diese Kolumne hier ist ja ein Ort für Experimente. Hier darf auch Abwegiges stehen, also warum nicht alle Regeln brechen und auf meine Mutter hören? Ich probier’s einfach mal.

Da ist zum Beispiel der große Supermarkt in Niendorf-Nord, in dem ich Stammkunde bin und in dem die Kassiererinnen immer mit mir reden. Unser aktuelles Gespräch streckt sich über vier Fragen: „Haben Sie eine Payback-Karte?“ „Sammeln Sie die Treuepunkte?“ „Wollen Sie noch Geld abheben?“ „Nehmen Sie die Tierwelt-Sammelbilder mit?“

Als ich letzte Woche da war, hat die Kassiererin mich angeschaut, erkannt und tatsächlich zwei der vier Fragen richtig selbst beantwortet: „Payback-Karte haben Sie keine, aber die Sammelbilder nehmen Sie mit“, sagte sie zu mir. Vor Begeisterung vergaß ich, nach der Eingabe meines PINs die Bestätigungs-Taste zu drücken. Das weitete das Gespräch aus auf den Satz: „Na, das dauert heute aber lange mit der Verbindung.“ Irgendwann flog der Fehler auf und ich entschuldigte mich heftig und wusste: Kommunikativ ist der Einkauf hier immer.

Wenn dann noch beim Bäcker gegenüber die Verkäuferin mit den lila Haaren Dienst hat, kommt so ein schöner Satz dazu wie: „Was darf’s denn noch Schönes sein für den Kaffee heute Nachmittag? Diese Nuss-Schnecke hier hätte so gerne ein neues Zuhause in Ihrem Bauch!“ Den anderen Verkäuferinnen sind solche Sätze immer peinlich, aber ich finde sie toll, auch wenn ich noch nie eine der Nuss-Schnecken durch die Tür meines Bauches zu mir nach Hause kommen ließ.

Erfrischend ist auch, dass ich meinen Friseurbesuch bei Tamara über die Bühne brachte, ohne über Weihnachtsgeschenke zu reden. Stattdessen fragte mich Tamara, was es bei mir an Weihnachten zu essen gäbe. Ich antwortete: „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“ und erfuhr von Tamara, dass sie die Zubereitung einer Ente plane, allerdings einer ohne Füllung, denn Füllung müsse ja nicht sein. „Füllung“, sagte Tamara, „was soll das denn? Man muss sich doch nicht mehr Arbeit machen als sowieso schon!“

„Ja“, sagte ich und kam mir sehr schlau vor, als ich sagte: „Hauptsache, das Fleisch wird nicht trocken.“ Tamara stutzte, denn darüber hatte nun sie noch nicht nachgedacht. „Wie kann es denn trocken werden?“ – „Wenn man die Ente zu lange im Ofen lässt, glaube ich.“ – „Das kann nicht passieren!“, sagte Tamara. „Ich mache die Ente ja nach Rezept.“ – „Wo haben Sie das her?“ fragte ich positiv gestimmt und Tamara antwortete: „Von meiner Mutter!“

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