: Summender Alltag
■ Lesung zur Neuerscheinung „Ytong“
Schon mal auf dem Hocker gehockt, und hockend sich beim Hocker für seine Funktion als Hockvorrichtung bedankt, oder versonnen dem Summen des geduldigen Kühlschranks gelauscht, der immerzu kühlt und kühlt als sei das ein Kinderspiel? Mit Mixern hingegen ist das so eine Sache. Sie zählen zu den elektrischen Küchenknechten, denen gegenüber stets eine Portion Mißtrauen angebracht ist. Und sie sind nicht allein. Kommt es zwischen den renitenten Quirlen, Tauchsiedern und Toastern zum Schulterschluß, fangen sie gar an, hämisch zu kichern, riecht das nach Aufstand und nur die Ahnungslosen unter den Hausfrauen mögen da noch Schlaf finden ohne vorher die Sicherung heraus zu drehen.
Die Autorin Tina Uebel hat sich über all diese Verschlagenheiten und Geheimnisse, die sich zwischen den banalsten Alltagsutensilien entspannen, ihre Gedanken gemacht. Entstanden sind kurzweilige Bestandsaufnahmen über unverhofft Beseeltes, und Kommentare eines staunenden Erzähler-Ichs, das sich anstrengt, den rätselhaften Haushalt mit grotesk überspannter Logik wieder unter Dach und Fach zu bekommen.
Zusammen mit ihren Schreibkollegen Thomas Freitag, Martin Baierlein, Lars Dahms, Martin Delhey, Dierk Hagedorn, Katrin Hinrichs, Klaus-Jürgen Kühner, Jürgen Noltensmeier und Christian Wippich präsentiert sie morgen im Hotel Rheinland die neue Textsammlung Ytong, die Martin Hielscher in der Edition 406 herausgegeben hat. Das neue Werk setzt die Idee der 1993 erschienen Sammlung Ponal fort. Der Kern der Autoren und Autorinnen ist dabei geblieben, ein paar neue wurden hinzugewonnen. Verteilt über zehn Hotelzimmer lesen die Zehn über Eschwege und Endzeit, Schmetterlings-Splatter und Königinnen-Koller, Komma-Kilos und Zufalls-Zucht. big Do, 17. Okt., Hotel Rheinland, Reeperbahn 57, 20 Uhr
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