piwik no script img

Südkoreas neue Partei

■ Gemäßigter Oppositionsführer gründet neue Partei / Proteste gegen Kim Dae Jungs Hausarrest durch Polizei verhindert

Seoul (afp) - Die südkoreanische Opposition hat am Freitag eine neue Partei „Für Wiedervereinigung und Demokratie“ (WPD) gegründet. Der prominente Oppositionsführer und neue Parteivorsitzende Kim Yung–Sam forderte vor 700 nationalen Delegierten bei der Gründungsversammlung den autokratischen Staatspräsidenten Chun Doo Hwan auf, die beschlossene Verschiebung von Verfassungsreformen rückgängig zu machen. Er solle den Dialog über eine Demokratisierung des Landes wieder eröffnen. Gleichzeitig verabschiedeten die Delegierten eine Resolution, in der die Direktwahl des Präsidenten mit allgemeinem Wahlrecht verlangt wurde. Ferner forderten die Delegierten die Freilassung von 1.200 politischen Gefangenen und die Wiederherstellung der politischen Rechte des für drei Wochen unter Hausarrest gestellten Oppositionsführers Kim Dae Jung. Die Polizei kesselte in der Nähe von Kim Dae Jungs Wohnung im Westteil der Stadt Seoul etwa 100 Menschen ein, nachdem Hunderte von PWD–Anhängern nach Darstellung von Augenzeugen versucht hatten, den Polizeiriegel zu durchbrechen, um den Oppositionsführer zu sehen. Die Behörden hatten ebenfalls 3.000 Polizisten aufgeboten, um den Ort des Parteitreffens abzuriegeln. Berichten zufolge hatten rivalisierende Oppositionspolitiker angekündigt, sie würden Schläger anheuern, um die Delegierten anzugreifen. Die beiden Oppositionsführer Jung und Yung–Sam hatten sich im vergangenen Monat vor der oppositionellen „New Corea Democratic Party“ (NKDP) abgespalten, um die PWD zu gründen. Dem NKDP–Parteipräsidenten Lee Min Woo hatten sie zum Vorwurf gemacht, daß er gegenüber der regierenden „Demokratischen Gerechtigkeitspartei“ hinsichtlich der geforderten Verfassungsreformen zu kompromißbereit auftrete. Die WPD verfügt jetzt über 66 Sitze von insgesammt 274 Sitzen im Parlament, die NKPD ist auf 16 Abgeordnete geschrumpft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen