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Süddeutsche ZeitungKilz geht in Verlängerung

Der Chefredakteur der "Süddeutschen" bleibt bis 2010. Wem das Blatt dann gehören wird, ist weiterhin offen.

Zunächst die gute Nachricht: Hans-Werner Kilz bleibt der Süddeutschen Zeitung (SZ) bis 2010 als Chefredakteur erhalten. Schließlich, so die Mitteilung des Süddeutschen Verlags, habe sich die SZ, seit der Ex-Spiegel-Chefredakteur sie 1996 übernahm, fest als Nummer eins der Qualitätszeitungen etabliert.

Wichtig ist diese Nachricht, weil die wichtigste überregionale Zeitung Deutschlands zum Verkauf steht. Ursprünglich hatte es geheißen, der 63-jährige Kilz werde daher schon 2008 seinen Hut nehmen. Jetzt wird das Haus wenigstens nicht ohne Hüter übergeben, schon in der vergangenen Woche waren bereits die Verträge der beiden Verlagsgeschäftsführer Klaus Josef Lutz und Hanswilli Jenke bis 2010 verlängert worden.

Im laufenden Verkaufspoker bedeuten diese Personalien zunächst mal eine weitere Watsche für die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), die sich klar gegen Kilz positioniert haben soll: Der drittgrößte deutsche Tageszeitungskonzern kam 2003 als Geldgeber und Retter - die Süddeutsche war durch zu hohe Gewinnentnahmen der fünf Altgesellschafterfamilien in der Medienkrise ins Schlingern geraten. Heute ist die SWMH mit knapp 19 Prozent der Anteile am Verlag beteiligt, würde ihn zu gern komplett übernehmen - aber ist nach einem dreist-ungeschickten Versuch zu Jahresanfang, die Altgesellschafter über den Tisch zu ziehen, bei diesen unten durch. Man streitet sich mittlerweile munter vor Gericht. Zwar hat die SWMH, die in Stuttgart sowohl die Stuttgarter Zeitung als auch die Stuttgarter Nachrichten verlegt, als Mitgesellschafter weiterhin ein Vorkaufsrecht für die frei werdenden Anteile. Doch die Haltung der ausstiegswilligen Familien scheint klar: "Den Stuttgartern gönnen sies jedenfalls nicht", sagt ein Branchenkenner.

Wer dann aber zum Zuge kommt - DuMont (Kölner Stadtanzeiger, Frankfurter Rundschau) hat klar sein Interesse bekundet, auch Holtzbrinck (Handelsblatt, Tagesspiegel, Zeit) und die WAZ-Gruppe gelten nach wie vor als Kaufinteressenten, dazu eine unbekannte Zahl von Finanzinvestoren - ist aktuell so unklar wie bisher: Da alle neuen Verträge nur bis 2010 laufen, also relativ kurz, sei die Interpretation, der neue Eigentümer stehe bereits fest und habe die Verlängerung mitgetragen, wenig schlüssig, sagt der Verlagsexperte Horst Röper: "Ich glaub nicht, dass die schon durch sind."

Hans-Werner Kilz selbst hielt gestern beim Kommunikationskongress der Pressesprecher in Berlin eine entspannte Rede zur Zukunft der Qualitätszeitung, sparte aber auch nicht mit jovialen Seitenhieben auf den eigen Laden. Mit einem "Beerdigungsszenario für Printmedien im Zeichen des Internets" werde er nicht antreten: "Wer gute Inhalte liefert, bleibt begehrt." Doch vom Mythos der Vierten Gewalt sei wenig geblieben, denn in den Zeitungshäusern regiere der schnöde Mammon: "Verlage hatten schon mal höhere Ziele als nur die Rendite" - doch solche Häuser stürben leider aus, so Kilz: "Man sieht es am Verkauf der SZ." Heute heiße der Wettbewerb unter den Medienunternehmen eben "verdrängen statt verlegen" - und bei Finanzinvestoren sei schon gar "kein Verlass in Sachen Qualitätsjournalismus".

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