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Südafrikas Bosse am Verhandlungstisch

■ Vertreter der Bergwerkskammer, dem Verband der Minenbesitzer, mit Bergarbeitergewerkschaft NUM zusammengetroffen / Anglo American schiebt Entlassungen auf / COSATU lehnt US–Spenden ab / Mischlingsminister trat wegen „Intoleranz“ Bothas zurück

Johannesburg (ap) - In dem seit über zwei Wochen andauernden Streik von mehr als 300.000 Bergarbeitern hatten sich gestern nachmittag zum ersten Mal seit Beginn des Arbeitskampfes Vertreter der Bergwerkskammer und der NUM zu Gesprächen getroffen. NUM– Generalsekretär Cyril Ramaphosa hatte mitgeteilt, das Treffen würde im Büro der Bergwerkskammer stattfinden. Diese vertritt die sechs größten südafrikanischen Bergwerksgesellschaften, die bestreikt werden. Die Kammer hatte zuvor in einer Erklärung ihre Gesprächsbereitschaft erklärt. Sie teilte jedoch nicht mit, ob sie ihr bisheriges Angebot von Lohnerhöhungen zwischen 15 und 23,4 Prozent ändern werde. Die seit über zwei Wochen streikenden schwarzen Bergleute fordern 30 Prozent. Der größte Konzern, Anglo American Corporation, der als erster Verhandlungsbereitschaft mit der NUM signalisierte, hatte am Montag abend die zunächst angekündigte Entlassung von 7.000 schwarzen Streikenden bis Mittwoch verschoben. Die Fristverlängerung gilt AAC zufolge auch für rund 12.000 streikende Beschäftigte in mehreren Gold– und Kohlebergwerken. Den Arbeitern solle Gelegenheit gegeben werden, „ihre Option zu überdenken“, hieß es. Das Unternehmen hatte vorige Woche rund 9.000 Bergarbeiter entlassen. Aus der Geschäftsleitung der Anglo–American, die rund 80 Prozent der Streikenden beschäftigt, verlautete, eine „große Zahl“ der Arbeiter sei nach Ultimaten, die Arbeit wieder aufzunehmen oder entlassen zu werden, in die Zechen zurückgekehrt. Laut NUM wird der Ausstand nach wie vor überwiegend befolgt. Unterdessen sagte Donsie Kumalo, ein Führer des größten Gewerkschaftsdachverbandes CO SATU, möglicherweise werde seine Organisation die Annahme von in den USA gesammeltem Geld für die Streikenden ablehnen. Zu der Spendenaktion hat der größte amerikanische Gewerkschaftsverband, AFL–CIO, aufgerufen. Kumalo, der sich gerade in New York aufhält und zu dessen Verband auch die NUM gehört, begründete die mögliche Ablehnung des Geldes damit, daß der AFL–CIO bisher keine „fortschrittliche Haltung“ gegenüber den südafrikanischen Gewerkschaften eingenommen habe. Mischlingsminister zurückgetreten Der als Minister ohne Portefeuille dem südafrikanischen Kabinett angehörende Geistliche Allan Hendrickse, ein Mischling, erklärte am Montag seinen Rücktritt. Hendrickse, der auch Präsident der den Mischlingen eingeräumten Parlamentskammer ist, begründete seinen Schritt damit, daß Präsident Pieter Botha abweichenden Meinungen gegenüber intolerant sei. Vor allem nehme er Anstoß an den Plänen des Präsidenten, die Wahlen für die den Weißen vorbehaltene Kammer des südafrikanischen Parlaments von 1989 bis 1992 zu verschieben.

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