Sudan: Schwere Kämpfe toben in Darfur
Hohe Verluste von Sudans Armee bei Kämpfen um strategische Stadt. "Ärzte ohne Grenzen" beklagen Flüchtlingselend.
KHARTUM/BERLIN ap/afp/taz Bei neuen schweren Kämpfen in der Provinz Süd-Darfur im Sudan sind zahlreiche Menschen getötet und Dörfer bombardiert worden. Dies berichteten internationale Beobachter und Rebellen. Die Kämpfe, die heftigsten seit langem, hätten am 1. August begonnen, als Rebellen der "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM) die strategische Stadt Adila an der Eisenbahnlinie aus Sudans Hauptstadt Khartum nach Darfur einnahmen.
Die Regierungstruppen und verbündeten Janjaweed-Milizen "wurden vollständig geschlagen und ließen schwere Waffen zurück", erklärte die JEM. Leiter der Offensive sei der ehemalige ostsudanesische Rebellenführer Abdelazziz Ushar gewesen. Die JEM begründete ihren Angriff auf Adila mit vorherigen Angriffen von Janjaweed-Milizen auf Dörfer in der Region. Führer des arabischen Stammes der Maalia sagten jedoch, sie seien gezielt angegriffen worden.
Ein hochrangiger internationale Beobachter bestätigte den JEM-Angriff, sagte aber, Sudans Armee habe Adila wenige Tage später zurückerobert. Bei den Kämpfen seien "über 100" Soldaten und Milizionäre von den Rebellen getötet worden, die selbst mindestens 10 Kämpfer verloren, aber über 50 Fahrzeuge sowie schwere Waffen erbeuteten. Die Beobachtertruppe der Afrikanischen Union (AU) in Darfur sagte, "die Gegend um Adila ist für uns nicht zugänglich".
Weiter hieß es in den Berichten, die sudanesische Luftwaffe habe diese Woche mindestens vier Dörfer um Adila bombardiert. Die Rebellen sprachen von 25.000 Flüchtlingen infolge der Luftangriffe. Die JEM schoss nach eigenen Angaben dabei ein modernes MiG-29-Kampfflugzeug der Luftwaffe ab, das wenige Kilometer südlich von Adila zu Boden gegangen sei.
Unterdessen berichtete die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) bei der Vorstellung ihres Jahresberichts in Berlin gestern, die Lage von Vertriebenen innerhalb Darfurs werde immer dramatischer. "In der Gebirgsregion Jebel Marra sind tausende Menschen seit Monaten auf der Flucht, unsere Teams erreichen sie nur mit Eseln oder zu Fuß", sagte Joost Butenop, stellvertretender MSF-Programmleiter Die Menschen litten an Hunger, Durchfallerkrankungen, Haut- und Atemwegsinfektionen. Doch die Arbeitsbedingungen für Hilfsorganisationen verschlechterten sich in dem Klima der Gewalt. "Unsere Teams überlegen jede Woche aufs Neue, welche Gefahr sie auf sich nehmen können", sagte der Arzt.
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