Stuttgart-Torwart Raphael Schäfer: Der Schweigsame
Lange war der Ex-Nürnberger in seinem neuen Verein, dem VfB Stuttgart, stark umstritten. Erst jetzt scheint er bei den Schwaben angekommen zu sein.
Raphael Schäfer sagte kein Wort. Er ließ nur durch die Presseabteilung mitteilen, er habe genug gesagt. Was auch stimmt. Und wenn der Torwart des VfB Stuttgart weiter so hält, dann ist ihm auch niemand böse, wenn er weiter schweigt. Die letzten Wochen war der 28-Jährige vor jeder Kamera aufgetaucht. Der Mann, der für 2,2 Millionen Euro Ablöse aus Nürnberg kam, wollte nicht als Drückeberger dastehen. Lange wiederholten sich seine Statements. Und alle trugen eine ordentliche Spur Frust in sich.
Es gab ein Krisengespräch, weil der als Führungsfigur eingekaufte Schäfer unübersehbare Anlaufschwierigkeiten hatte. Zu leise, zu zappelig, hieß es. Er müsse auf dem Platz endlich mehr aus sich herausgehen. Unglückliche Aktionen gab es und mancher machte gar den in Schlesien geborenen Eisenbahnfan Schäfer zum großen Sündenbock.
Schäfer blieb stets geständig und in der Öffentlichkeit sachlich. Intern aber schimpfte er über manchen Artikel, der ihm die Qualität absprach, überhaupt bei einem Champions-League-Klub spielen zu können. Nun kam der Pokalsieger Schäfer allerdings in eine verunsicherte Mannschaft, die bis heute in einer Art Meisterkrise steckt. Er wurde mit seinem Vorgänger Timo Hildebrand (heute in Valencia) verglichen. Der allerdings hatte nur das letzte halbe Jahr in Stuttgart geglänzt und war oft genug mit schwankenden Leistungen aufgefallen.
Nun hielt Schäfer prächtig. Schon beim 0:2 gegen Lyon, als der Rest der schwäbischen Combo mehr als grausam spielte. Und am Samstag beim 1:0 gegen Bayer Leverkusen hätten sie ohne ihn nie gewonnen, sondern verloren. Sechs Paraden der Extraklasse. Immer am richtigen Ort und immer da, wo die Flanke am gefährlichsten zu werden drohte.
"Schäfer ist ein Führungsspieler, das hat er heute bewiesen", sagte Stuttgarts Manager Horst Heldt, "er hat den Sieg gerettet." Trainer Armin Veh meinte zu seinem Torwart: "Er war heute unser Fels in der Brandung." Dazu muss man auch wirklich nicht mehr viel sagen. Diesmal reichten die Paraden als Antwort. Nun hoffen sie in Stuttgart, das auch der "Neue" im Tor bei den "Roten" in Bad Cannstatt angekommen ist. Es sieht so aus, auch wenn die verbale Bestätigung fehlt. OLIVER TRUST
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