Studis zu Entrepreneuren

Unternehmerisches Denken soll in Bremen auch für Studierende zur Selbstverständlichkeit werden, die Zahl der Existenzgründungen sich verdoppeln. Der Bund macht dafür eine Million Euro locker

„Die Studierenden müssen früh für die Selbstständigkeit sensibilisiert werden“

Mut zum Sprung in die Selbstständigkeit will die Bremer Hochschulinitiative zur Förderung von unternehmerischem Denken, Gründung und Entrepreneurship (BRIDGE) den Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern an den Hochschulen im Land Bremen und der Universität machen. „Die Studierenden sollen am Ende ihres Studiums nicht nur Stellenanzeigen lesen, sondern auch über die Möglichkeit nachdenken, sich selbstständig zu machen“, umreißt Projektleiterin Petra Boxler vom Zentrum für Weiterbildung der Bremer Universität das Ziel. An der Kooperation ist auch die Bremer Innovations-Agentur (BIA) beteiligt.

Um die Zahl der Existenzgründungen aus den Bremer Hochschulen von derzeit gut zehn pro Jahr zu verdoppeln, will BRIDGE das bisher schon existierende Fortbildungs- und Beratungsangebot für JungunternehmerInnen deutlich ausbauen. Zusätzlich zu stark subventionierten Seminarangeboten, die etwa betriebswirtschaftliches Grundwissen vermitteln, sollen die zukünftigen Existenzgründer ab September quasi von der Wiege an betreut und beraten werden. „Wir wollen die Persönlichkeitsentwicklung vom Studierenden zum Unternehmer begleiten“, sagt Anja Turkowsky von der BIA.

Existenzgründungstaugliche Ideen lägen oftmals bereits in der Diplomarbeit verborgen, weiß Boxler. BRIDGE wolle Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern helfen, diese frühzeitig zu entdecken und dann zielstrebig weiter zu entwickeln. Um Businessplan und Marketingkonzept in Ruhe auszuarbeiten, können die UnternehmerInnen in spe sogar eine Art Stipendium erhalten.

Unternehmerisches Denken sei auch dann von Vorteil, wenn die Studierenden sich nicht selbstständig machten, ist sich Uni-Konrektor Wilfried Müller sicher. Mittelfristig sollten daher in jedem Studiengang Veranstaltungen aus dem Bereich Betriebswirtschaft/Marketing angeboten werden. BRIDGE will aus diesem Grund mit dem Fördergeld aus Berlin drei FachreferentInnen einstellen, die den Fachbereichen dann kostenfrei als DozentInnen zur Verfügung stehen. „Im Moment fehlt es noch an der frühen Sensibilisierung der Studierenden – vor allem in den Geisteswissenschaften“, sagt Turkowsky.

Gerhard Feldmeier, Konrektor an der Hochschule Bremerhaven, ist überzeugt, dass die Studierenden die „wirtschaftlichen“ Angebote gern aufgreifen werden. Bei einer Umfrage im letzten Jahr hätten 16 Prozent der Studierenden im siebten Semester Interesse an einer Existenzgründung bekundet. Ein Bremer „Zentrum für Entrepreneurship“ soll in Zukunft alle Beratungsangebote bis hin zum Antrag auf Zuschüsse aus der Wirtschaftsförderung unter einem Dach und aus einer Hand bündeln.

Vorbild für BRIDGE sind die Universitäten in Wuppertal und Karlsruhe – erstere wegen der Einbindung von Wirtschafts-Lerninhalten in alle Fächer, letztere wegen ihres Betreuungskonzeptes für ExistenzgründerInnen. Die Selbstständigen von morgen bekommen in Karlsruhe nach einer ersten Orientierungsberatung einen Professor oder Unternehmensberater als Tutor zugeteilt, der ihnen bei der weiteren Planung ihres Unternehmens zur Seite steht.

Rund 2.500 Studierende nehmen in der badischen Beamtenstadt jedes Jahr an Existenzgründungs-Seminaren und Wirtschafts-Planspielen teil, insgesamt verzeichnete die Region in den letzten drei Jahren 133 Existenzgründungen. Davon ist Bremen noch weit entfernt. Die BIA betreut etwa zehn Ideen pro Jahr, die Kapazitäten reichen noch für weitere fünf. „Wenn es tatsächlich einen Ansturm gibt“, sagt Turkowsky, „dann müssen wir mit dem Senat über weitere Mittel reden.“

Armin Simon