: Studieren wird sauteuer
■ Mit der geplanten Zinsumstellung verdoppeln sich die Bafög-Schulden
Bonn (dpa) – Die von Bundesbildungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) geplante Umstellung des Bafög-Darlehens auf Bankkredite mit Zinsen wird StudentInnen wesentlich teurer zu stehen kommen als bislang eingeräumt. Dies geht aus internen Berechnungen des Bildungs- und Finanzministeriums hervor. Nach den Berechnungen muß ein Student mit Vollförderung nach elf Semestern statt wie bisher knapp 35.000 Mark wegen der zusätzlichen Zinsbelastungen künftig 71.850 Mark zurückzahlen. Auch für FachhochschulstudentInnen wird sich nach den Berechnungen die Darlehensschuld verdoppeln.
Außerdem geben die Finanzexperten zu bedenken, daß sich bei verheirateten Studenten nach dem Studium leicht Rückzahlungsbeträge zwischen 120.000 und 140.000 Mark ergeben könnten. Die Rückzahlungsraten von bis zu 600 Mark monatlich fielen direkt in die Familiengründungsphase, das Selbständigmachen werde erschwert, selbst wenn die Bafög- Kredite von der Deutschen Ausgleichsbank nicht der Schufa gemeldet würden. Die Berechnungen gehen bislang von einem aktuellen Zinssatz in Höhe von 8,5 Prozent aus. Da das Zinsrisiko aber die StudentInnen tragen sollen, könnte der künftige Schuldenberg noch größer werden.
Bedenken auch im Bauministerium: Bisher können Studierende in der Regel kein Wohngeld beantragen. Nach der Karlsruher Rechtsprechung werden nicht zurückzahlbare staatliche Leistungen, wie die Sozialhilfe, bisher bei der Einkommensfeststellung angerechnet. Anders ist es bei einem Darlehen, das von dem Betroffenen anschließend mit Zinsen zurückzuzahlen ist. Es wird erwartet, daß bei einer Umstellung die Zahl der wohngeldberechtigten Studenten sprunghaft ansteigen wird.
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