piwik no script img

Studie zum Flug von Maispollen„Größere Abstände zu Genmais“

Eine Studie zeigt: Pollen von Mais – also auch gentechnisch verändertem – fliegen nicht 25 Meter weit, wie man bisher dachte. Sondern vier Kilometer. Mindestens.

Ein Alptraum von Anti-Genmais-Aktivist_innen wird wahr: Die Pollen fliegen weit. Bild: ap
Jost Maurin
Interview von Jost Maurin

taz: Herr Wosniok, Sie gehören zu den Autoren der Untersuchung. Wie weit breiten sich die Pollen aus?

Werner Wosniok: Wir haben unsere Pollensammelgeräte nur bis zu vier Kilometer von den Pflanzen entfernt aufgestellt – und sind überall fündig geworden. Der Pollen fliegt aber sicher weiter. Bisher meinte man, dass nach etwa 25 Metern nicht mehr mit einer nennenswerten Ausbreitung zu rechnen ist. Diese Zahl beruht auf Messungen mit zu wenig Abstand und einer falschen Hochrechnung.

Im Interview: Werner Wosniok

Der 63-Jährige ist Mathematiker an der Universität Bremen.

Was ist daran schlimm?

Bisher verlangen die Behörden oft nur einen Sicherheitsabstand von 20 bis 30 Metern zwischen Naturschutzgebieten und Gentechnik-Mais, der gegen einen Schmetterling das Gift Bt produziert.

Wir haben aber in einigen Kilometern Abstand tausende von Pollenkörnern pro Quadratmeter festgestellt. Und frühere Studien haben gezeigt, dass Larven bestimmter Schmetterlingsarten nach dem Verzehr viel weniger Pollen mit Bt sterben können.

Welche Konsequenzen sollten aus Ihren Daten gezogen werden?

Die Abstandsregelungen müssen künftig eher im Kilometerbereich liegen. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit, die EFSA, hat nach unserer Studie nun auch angekündigt, bis Ende Mai ihre Empfehlungen diesbezüglich zu überdenken.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Themen #Genmais
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • In welchem Zusammenhang steht die Flugweite der Pollen mit dem Tod der Schmetterlingslarven? Ist es besser, wenn in den Maisfeldern konventionelle Pestizide eingesetzt werden? Davon sterben die Larven auch, wenn diese Mais als Nahrungspflanze haben. Viele Schmetterlingsarten bzw. die Larven, die keine Maisschädlinge sind, leben auf Brennnesseln. Kommen dort ausreichend Pollen an? Abdrift von Pestizidsprühaktionen bestimmt.

    • @Manfred Stein:

      Nach allem, was ich weiß, @Manfred Stein, soll Bt gegen den Maiszünsler nicht dadurch wirken, dass das Imago sich an den Pollen vergiftet, sondern dadurch, dass seine Raupe ihrer typischen Tätigkeit, nämlich der Fraßvernichtung des Stengelmarks nachgeht. Die Feststellung von Pollen des Bt-Maises weit jenseits des (vermutlich vorsätzlich erlogenen) 25-Meter-Sicherheitsabstands" weist lediglich darauf hin, dass die (für Raupen uninteressanten) Pollen des Bt-Maises auch die Imagines anderer Schmetterlingsgattungen killen. Sowas nennt man "Kollateralschaden".

      • @Bitbändiger:

        Hallo, solche Kollateralschäden hat man auch bei klassischen Pestiziden. Die putzen aber auch alles aus den Maisfeldern. Egal ob die jetzt an den Stengeln knabbern, Pollen fressen oder nicht.