Studie zu US-Zeitungen: Redaktionen werden Subventionsfall
Unabhängiger Journalismus in den USA wird künftig nicht ohne Mäzene und öffentlich-rechtliche Zuwendungen auskommen, meinen renommierte US-Journalismus-Thinktanks.
Es ist schon hart, in einer Analyse renommierter Branchenkenner aus den USA wie selbstverständlich von "surviving newspapers" zu lesen, also von den wenigen Zeitungen, die überlebt haben. Von offenbar schon der Vergangenheit zuzurechnenden Zeiten, als es noch "Altlasten wie große Redaktionen, Druckereien und Zeitungszustellung bis zum Briefkasten" gab.
Doch das Verdikt ist so hart wie deutlich: Was an klassischem Zeitungsjournalismus bereits durch Titeleinstellungen oder Kürzungen bei den Redaktionen verloren gegangen ist, kann durch die bereits heute existierenden Alternativen wie Privatsender oder Onlinedienste kaum kompensiert werden. Der unabhängige Journalismus, zumindest in den USA, wird in Zukunft nicht ohne Mäzene und öffentlich-rechtliche, semistaatliche Zuwendungen auskommen.
Dieses für deutsche Verhältnisse ungewohnte Bild zeichnet eine aktuelle Studie von zwei renommierten US-Journalismus-Thinktanks. In "The Reconstruction of American Journalism" schreiben Michael Schudson von der Graduate School of Journalism an der Columbia University und Washington Post Vize-Präsident Leonard Downie jr., der an der Arizona State University lehrt, die Zeiten eines "Verlegertums, das Journalismus aus einem öffentlichen Interesse heraus ermöglichte, egal ob es Renditen brachte oder nicht, sind weitestgehend vorbei".
Die Gesellschaft müsse nun "kollektiv Verantwortung übernehmen" und kritischen Journalismus unter den neuen Bedingungen des digitalen Zeitalters genauso unterstützen, wie dies beispielsweise im Kultur- und Bildungsbereich bereits der Fall ist. Schudson und Downie favorisieren dabei einen Mix aus Mäzenatentum, Subventionen und politischen Maßnahmen.
So könnten Redaktionsbetriebe ("news organisations") steuerrechtlich als nichtkommerzielle Unternehmen eingestuft werden, wie dies bereits bei einigen Magazinen wie Harpers der Fall ist: Diese Unternehmen können sich weiterhin durch Vertriebserlöse und Anzeigen finanzieren. Sie sind aber auch berechtigt, Spenden anzunehmen, für die die SpenderInnen Steuervorteile geltend machen können. Direkte staatliche Unterstützung von Zeitungen und Zeitschriften wie bei der zum Beispiel in Skandinavien und Österreich praktizierten Presseförderung lehnen die Autoren aber ab.
Da von der Medienkrise der Journalismus auf lokaler und regionaler Ebene besonders stark betroffen ist, regen die Autoren außerdem einen staatlichen "Fund for Local News" an. Vorbild sind hier die rund 7 Milliarden Dollar, die schon heute von der zuständigen Federal Communications Commission (FCC) als Aufschlag auf die Telefongebühren erhoben werden, um Internetbreitbandnetze auf dem platten Land auszubauen. Die FCC sollte nun auch Telekomunternehmen, Privatsender und Internetprovider zur Kasse bitten, um Geld für lokalen Journalismus bereitzustellen.
Die Studie fordert auch eine Umsteuerung beim im Vergleich zu Deutschland eher marginalisierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der USA: Dessen ebenfalls überwiegend aus Spendengeldern und Regierungszuschüssen finanzierte Radio- und TV-Programme sollten anders als heute ihren Fokus ebenfalls auf lokale Informationen richten, um so das Vakuum zu füllen, das zwangsläufig entstehen wird, wenn mehr und mehr Lokal- und Regionalzeitungen eingestellt werden, oder ihr redaktionelles Angebot zumindest stark verringern.
Der Dachverband für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Corporation for Public Broadcast (CPB), sollte außerdem als neue Corporation for Public Media auch Printmedien und Onlinedienste mit öffentlichen Mitteln unterstützen dürfen. Diese öffentlichen Mittel liegen laut der Studie allerdings gerade einmal bei bescheidenen 400 Millionen US-Dollar pro Jahr, während ARD, ZDF und Deutschlandradio hierzulande Gebühreneinnahmen von über 7 Milliarden Euro verzeichnen.
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