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Studie zu Religion und PolitikAllah macht keine Politik

90 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime sind religiös. Doch das hat kaum Einfluss auf ihre politische Einstellung, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Für hochreligiöse Muslime sind der Glaube an Gott, das persönliche Gebet oder der Moscheebesuch wichtige Elemente des Alltags. Bild: dpa

BERLIN taz Die in Deutschland lebenden Muslime sind in hohem Maße religiös, auf ihre politische Einstellung wirkt sich der Glaube kaum aus. Zu diesem Schluss kommt die Sonderstudie "Religionsmonitor 2008" der Bertelsmann-Stiftung. "Bislang wurde die Religiösität der Muslime als sehr politisch wahrgenommen. Doch tatsächlich spielt Politik für sie eine untergeordnete Rolle", sagte die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth bei der Vorstellung der Studie am Freitag in Berlin.

90 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime sind demnach religiös, 41 Prozent sogar hochreligiös. Einen sehr starken Einfluss der Religion auf ihre politische Überzeugung sahen aber nur 16 Prozent der Befragten. 65 Prozent lehnen beispielsweise eine eigene islamische Partei explizit ab. "Insgesamt ist die hohe Religiösität der Muslime in Deutschland gepaart mit einer sehr pluralistischen und toleranten Einstellung", sagte der Leiter des Programms geistige Orientierung der Bertelsmann-Stiftung, Martin Rieger.

Wobei sich der in der Studie verwendete Toleranzbegriff auf die Toleranz gegenüber anderen Religionen bezieht: 67 Prozent der Muslime hierzulande bejahen für sich, dass jede Religion einen wahren Kern hat. Unter den Hochreligiösen ist die Zustimmungsrate mit 71 Prozent sogar etwas höher.

Vor allem für junge Muslime spielt ihre Religion eine große Rolle. Bei den unter 30-Jährigen glauben 80 Prozent an einen Gott und ein Leben nach dem Tod. Mit zunehmendem Alter verringert sich die Intensität des Glaubens.

Für die Studie wurden mehr als 2.000 Muslime ab 18 Jahren repräsentativ befragt. Schätzungsweise 3,5 Millionen Muslime leben derzeit in Deutschland. Sie bilden damit nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte Religionsgemeinschaft.

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15 Kommentare

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  • JB
    Jürgen Busch

    Meines Wissens haben andere Studien ergeben, daß die Raten i.S. Religiosität relativ gleich hoch sind bei sog. Christen und sog. Muslimen:

    ca. 25 % sind tief gläubig und praktizierend,

    ca. 50 % sind sog. Sonntagschristen bzw. -muslime, gehen ab und an in ihr Gotteshaus bzw. in ihr Gebetshaus und lassen ansonsten ihren lieben Gott einen guten Mann sein,

    ca. 25 % heißen (noch) Christen bzw. Muslime, haben aber mit der dadurch bezeichneten Religion nicht viel am Hut.

    Das deckt sich auch mit meinen, naturgemäß nicht repräsentativen Eindrücken aus Gesprächen mit christlich sozialisierten Freunden und Nachbarn; mit Muslimen ist es schwer, darüber (und überhaupt) in ein Gespräch zu kommen, daher habe ich zu dem Thema insoweit keinen Anlaß, etwas zu sagen.

  • PN
    Paul Nellen

    "Wobei sich der in der Studie verwendete Toleranzbegriff auf die Toleranz gegenüber anderen Religionen bezieht"... Da sind Muslime, solange sie nicht die Mehrheit in einer Gesellschaft stellen, je nach ihrem Bevölkerungsanteil immer tolerant. Die tolerantesten Muslime aber sind bekanntlich die in den hochislamischen Staaten Saudia-Arabien, Iran, Pakistan usw. Für unsere Breiten und angesichts aktueller Konfliktlinien wäre es eigentlich sinnvoll gewesen, auch einmal die Toleranz der Muslime zur (koranisch verbotenen) Homosexualität, zur frechen Mädchen, die "westlich" leben wollen, zu (islamisch todeswürdigen) Abtrünnigen oder zur (im Islam eigentlich absolut verbotenen) Ehe einer Muslima mit einem Nichtmuslimen zu befragen. So viel gesellschaftliche Phantasie haben die anscheinend sehr ergebnisorientierten "Wissenschaftler" für ihre Studie aber erkennbar nicht entwickelt.

    Paul Nellen, Dipl.-Pol.

  • JS
    Jack Stern

    wenn die verneinung der moslems, keine eigene also islamische partei zu brauchen, etwas positives ist frage ich mich ist die tatsache das zwei großparteien in deutschland gibt die mit c anfangen was negatives???

    jetzt habe ich aber angst vor den christen.

  • A
    anke

    Ein Muslim ist ein Anhänger des Islam. Der Islam ist eine Religion. Ich hatte also bis vor ganz kurzer Zeit angenommen, sämtliche Muslime wären mehr oder weniger religiös. Dann allerdings kam eine Studie heraus und die belehrte mich eines Besseren. Nun frage ich mich verstört, ob es auch unter den Christen nur 90% Religiöse gibt. Oder ob die Bertelsmann-Stiftung bei der Suche nach einem handlichen Sammelbegriff für gewisse randständige Mitbürgerinnen und Mitbürger einfach nur um 10% daneben gegriffen hat in ihrem abendländisch-deutschen Vokabelkasten.

  • K
    Knut

    So interessant das Ergebnis erscheint: Die Bertelsmann Stiftung hat schon in ihrer vorangegangenen Religiösitätsstudie gezeigt, dass ihnen die Fähigkeit fehlt Fragebögen zu erstellen, die wirklich das abfragen, was danach behauptet wird.

    So steht erst mal die Vermutung im Raum, dass diese Studie nicht aussagekräftiger ist, als die vorige.

  • JB
    Jürgen Busch

    Meines Wissens haben andere Studien ergeben, daß die Raten i.S. Religiosität relativ gleich hoch sind bei sog. Christen und sog. Muslimen:

    ca. 25 % sind tief gläubig und praktizierend,

    ca. 50 % sind sog. Sonntagschristen bzw. -muslime, gehen ab und an in ihr Gotteshaus bzw. in ihr Gebetshaus und lassen ansonsten ihren lieben Gott einen guten Mann sein,

    ca. 25 % heißen (noch) Christen bzw. Muslime, haben aber mit der dadurch bezeichneten Religion nicht viel am Hut.

    Das deckt sich auch mit meinen, naturgemäß nicht repräsentativen Eindrücken aus Gesprächen mit christlich sozialisierten Freunden und Nachbarn; mit Muslimen ist es schwer, darüber (und überhaupt) in ein Gespräch zu kommen, daher habe ich zu dem Thema insoweit keinen Anlaß, etwas zu sagen.

  • PN
    Paul Nellen

    "Wobei sich der in der Studie verwendete Toleranzbegriff auf die Toleranz gegenüber anderen Religionen bezieht"... Da sind Muslime, solange sie nicht die Mehrheit in einer Gesellschaft stellen, je nach ihrem Bevölkerungsanteil immer tolerant. Die tolerantesten Muslime aber sind bekanntlich die in den hochislamischen Staaten Saudia-Arabien, Iran, Pakistan usw. Für unsere Breiten und angesichts aktueller Konfliktlinien wäre es eigentlich sinnvoll gewesen, auch einmal die Toleranz der Muslime zur (koranisch verbotenen) Homosexualität, zur frechen Mädchen, die "westlich" leben wollen, zu (islamisch todeswürdigen) Abtrünnigen oder zur (im Islam eigentlich absolut verbotenen) Ehe einer Muslima mit einem Nichtmuslimen zu befragen. So viel gesellschaftliche Phantasie haben die anscheinend sehr ergebnisorientierten "Wissenschaftler" für ihre Studie aber erkennbar nicht entwickelt.

    Paul Nellen, Dipl.-Pol.

  • JS
    Jack Stern

    wenn die verneinung der moslems, keine eigene also islamische partei zu brauchen, etwas positives ist frage ich mich ist die tatsache das zwei großparteien in deutschland gibt die mit c anfangen was negatives???

    jetzt habe ich aber angst vor den christen.

  • A
    anke

    Ein Muslim ist ein Anhänger des Islam. Der Islam ist eine Religion. Ich hatte also bis vor ganz kurzer Zeit angenommen, sämtliche Muslime wären mehr oder weniger religiös. Dann allerdings kam eine Studie heraus und die belehrte mich eines Besseren. Nun frage ich mich verstört, ob es auch unter den Christen nur 90% Religiöse gibt. Oder ob die Bertelsmann-Stiftung bei der Suche nach einem handlichen Sammelbegriff für gewisse randständige Mitbürgerinnen und Mitbürger einfach nur um 10% daneben gegriffen hat in ihrem abendländisch-deutschen Vokabelkasten.

  • K
    Knut

    So interessant das Ergebnis erscheint: Die Bertelsmann Stiftung hat schon in ihrer vorangegangenen Religiösitätsstudie gezeigt, dass ihnen die Fähigkeit fehlt Fragebögen zu erstellen, die wirklich das abfragen, was danach behauptet wird.

    So steht erst mal die Vermutung im Raum, dass diese Studie nicht aussagekräftiger ist, als die vorige.

  • JB
    Jürgen Busch

    Meines Wissens haben andere Studien ergeben, daß die Raten i.S. Religiosität relativ gleich hoch sind bei sog. Christen und sog. Muslimen:

    ca. 25 % sind tief gläubig und praktizierend,

    ca. 50 % sind sog. Sonntagschristen bzw. -muslime, gehen ab und an in ihr Gotteshaus bzw. in ihr Gebetshaus und lassen ansonsten ihren lieben Gott einen guten Mann sein,

    ca. 25 % heißen (noch) Christen bzw. Muslime, haben aber mit der dadurch bezeichneten Religion nicht viel am Hut.

    Das deckt sich auch mit meinen, naturgemäß nicht repräsentativen Eindrücken aus Gesprächen mit christlich sozialisierten Freunden und Nachbarn; mit Muslimen ist es schwer, darüber (und überhaupt) in ein Gespräch zu kommen, daher habe ich zu dem Thema insoweit keinen Anlaß, etwas zu sagen.

  • PN
    Paul Nellen

    "Wobei sich der in der Studie verwendete Toleranzbegriff auf die Toleranz gegenüber anderen Religionen bezieht"... Da sind Muslime, solange sie nicht die Mehrheit in einer Gesellschaft stellen, je nach ihrem Bevölkerungsanteil immer tolerant. Die tolerantesten Muslime aber sind bekanntlich die in den hochislamischen Staaten Saudia-Arabien, Iran, Pakistan usw. Für unsere Breiten und angesichts aktueller Konfliktlinien wäre es eigentlich sinnvoll gewesen, auch einmal die Toleranz der Muslime zur (koranisch verbotenen) Homosexualität, zur frechen Mädchen, die "westlich" leben wollen, zu (islamisch todeswürdigen) Abtrünnigen oder zur (im Islam eigentlich absolut verbotenen) Ehe einer Muslima mit einem Nichtmuslimen zu befragen. So viel gesellschaftliche Phantasie haben die anscheinend sehr ergebnisorientierten "Wissenschaftler" für ihre Studie aber erkennbar nicht entwickelt.

    Paul Nellen, Dipl.-Pol.

  • JS
    Jack Stern

    wenn die verneinung der moslems, keine eigene also islamische partei zu brauchen, etwas positives ist frage ich mich ist die tatsache das zwei großparteien in deutschland gibt die mit c anfangen was negatives???

    jetzt habe ich aber angst vor den christen.

  • A
    anke

    Ein Muslim ist ein Anhänger des Islam. Der Islam ist eine Religion. Ich hatte also bis vor ganz kurzer Zeit angenommen, sämtliche Muslime wären mehr oder weniger religiös. Dann allerdings kam eine Studie heraus und die belehrte mich eines Besseren. Nun frage ich mich verstört, ob es auch unter den Christen nur 90% Religiöse gibt. Oder ob die Bertelsmann-Stiftung bei der Suche nach einem handlichen Sammelbegriff für gewisse randständige Mitbürgerinnen und Mitbürger einfach nur um 10% daneben gegriffen hat in ihrem abendländisch-deutschen Vokabelkasten.

  • K
    Knut

    So interessant das Ergebnis erscheint: Die Bertelsmann Stiftung hat schon in ihrer vorangegangenen Religiösitätsstudie gezeigt, dass ihnen die Fähigkeit fehlt Fragebögen zu erstellen, die wirklich das abfragen, was danach behauptet wird.

    So steht erst mal die Vermutung im Raum, dass diese Studie nicht aussagekräftiger ist, als die vorige.