Studie zu Motorradfahrern: Born to be gefährdet

Autofahren wird immer sicherer, Motorradfahren bleibt gefährlich. Die Unfallforschung der Versicherer bemängelt vor allem die Schutzkleidung.

Gestürzter Motorradfahrender bei einem professionellen Rennen

Professionelle Rennstrecken haben sogenannte Sturzräume, die das Verletzungsrisiko erheblich senken Foto: ap

BERLIN taz | „Motorradfahrer profitieren nicht von allgemeinen Fortschritten in der Verkehrssicherheit“, stellt die Unfallforschung der Versicherer (UDV) fest. Deshalb hat die UDV in einer Studie die Unfallgefährdung von Motorradfahrenden untersucht. Ihre Ergebnisse hat sie am Dienstag vorgestellt. Die UDV ist Teil des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft und engagiert sich für die Verkehrssicherheit in Deutschland.

Fokus dieser Studie ist zum einen die Bewertung von Schutzkleidung der Motorradfahrenden. Demnach sei übliche Schutzkleidung mit Protektoren nicht ausreichend. Schon bei einem Aufprall auf ein Hindernis bei einer Geschwindigkeit von über 25 Kilometern pro Stunde könne diese Schutzkleidung nicht vor lebensbedrohlichen Verletzungen schützen.

Tests mit Airbagjacken fielen dagegen positiver aus. Bereits verfügbare Airbagjacken würden bei Unfällen bis zu 50 Kilometern pro Stunde schützen können. Bei noch größerem Airbagvolumen sei auch ein Schutz bis 70 Kilometern pro Stunde denkbar.

Hinsichtlich dieser Ergebnisse fordert der Leiter der UDV, Siegfried Brockmann, weitere Produktentwicklungen im Bereich Airbagschutzkleidung. Außerdem müssen Motorradfahrende in Kenntnis gesetzt werden, dass herkömmliche Schutzkleidung schon bei üblicher Geschwindigkeit nicht ausreichend Schutz bietet, sagt Brockmann.

Weiterhin hat die UDV in ihrer Studie untersucht, ob bei Gruppenfahrten ein höheres Unfallrisiko besteht. Das konnten die Experten nicht nachweisen. Ein Ergebnis sei jedoch, dass sich die Art der Unfälle zwischen Gruppen- und Alleinfahrten wesentlich unterscheide. Bei Alleinfahrten seien Kollisionen mit Autos oder Lkws häufig, bei Gruppenfahrten mit anderen Motorrädern – vorwiegend aus der eigenen Gruppe. Grund seien die oft zu geringen Abstände der Fahrenden.

Risiko für Motorradfahrende steigt

Als Grundlage für die Gefährdung von Motorradfahrenden dienen dem UDV Zahlen des Statistischen Bundesamts für den Verkehr in Deutschland. Diese ergeben, dass sich die Sicherheit für Autofahrende stetig verbessert, aber Motorradfahrende gefährdet bleiben.

Demnach ist das Risiko für Motorradfahrende, tödlich zu verunglücken, in den letzten drei Jahren gestiegen. Gleichzeitig sinkt dasselbe Risiko für Autofahrende seit 2013 stetig. Das Risiko, einen tödlichen Verkehrsunfall zu erleiden, war 2018 auf einem Motorrad 21-mal höher als in einem Auto – der höchste Wert in den letzten sechs Jahren.

Um die Verkehrssicherheit von Motorradfahrenden zu verbessern, fordert der UDV neben der Weiterentwicklung von Airbagkleidung den Ausbau von Schutzplanken mit Unterfahrschutz. Außerdem seien verpflichtende Fahrsicherheitstrainings in regelmäßigen Abständen nötig, da rund zwei Drittel der Motorradunfälle auf Landstraßen selbst verschuldet seien. Das Verkehrsministerium hat auf eine Anfrage der taz, wie das Bundesministerium die Verkehrssicherheit von Motorradfahrenden verbessern möchte, nicht geantwortet.

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