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Studie über FinanzkompetenzViele Junge wissen wenig über Geld

Gerade in unteren Einkommensgruppen ist bei jungen Menschen wenig über staatliche Hilfen zur Altersvorsorge oder strategische Vermögensplanung bekannt.

Sparen steht bei jungen Erwachsenen hoch im Kurs. Bild: dpa

BERLIN taz | Je ärmer junge Erwachsene sind, desto weniger wissen sie über staatliche Hilfen etwa bei der Altersvorsorge Bescheid. Das geht aus der Studie "Finanzkompetenz junger Erwachsener" hervor, die der Deutsche Sparkassen und Giroverband und das F.A.Z.-Institut am Dienstag in Berlin vorgestellt haben. Gerade in den Einkommensbereichen von unter 1.000 Euro seien die Kenntnisse der befragten 18- bis 39-Jährigen über Finanzfragen gering und die Einstellung zu Geld eher negativ, sagte Verbandspräsident Heinrich Haasis.

Bei den Befragten mit höherem Einkommen oder in der Haushaltsgründungsphase hingegen sei das Interesse an Finanzfragen "überdurchschnittlich hoch", so Haasis. Insgesamt steht das Sparen bei den jungen Erwachsenen hoch im Kurs. 73 Prozent gaben an, sie hätten sich eine eiserne Reserve zugelegt, 66 Prozent zahlten in eine private Altersvorsorge ein.

Kein systematischer Plan

Allerdings ist die Vermögensplanung oft wenig systematisch. So verfügten zum Beispiel 8 Prozent der Befragten "zwar nicht über einen Notgroschen, geben aber an, bereits auf ein langfristiges Ziel wie den Immobilienerwerb zu sparen", sagte Mitautorin Annika Dröge vom F.A.Z.-Institut. Das führe dazu, dass sie an ihr Geld nicht kurzfristig oder nur zu hohen Kosten gelangten, wenn sie es bräuchten. Oft verfolgten die Befragten ihre Vermögensplanung nach dem Motto "da mal etwas einzahlen und dort mal etwas abschließen", so Haasis. Daraus entstehe aber selten etwas sinnvolles Ganzes.

Für den Sparkassen- und Giroverband ergebe sich aus der Studie, dass "nicht mehr, sondern andere, bessere Informationen" nötig seien. Gerade die Finanzkrise habe gezeigt, wie wichtig finanzielle Bildung der Verbraucher sei. Was hier die Schulen leisten, wurde in der Studie nicht erfragt. Allerdings stellten die Autoren einen großen Einfluss des Elternhauses auf die Finanzkompetenz der Befragten fest. Diejenigen, die schon ihre Eltern als sparsam erlebt haben, maßen Sparen und Vorsorge auch selber einen höheren Wert zu.

Fehlende Offenheit

Über die Hälfte der jungen Erwachsenen gab an, dass in ihrem Elternhaus nicht offen über Geld gesprochen worden sei. "Sie hatten somit nicht die Möglichkeit, den selbstverständlichen Umgang mit Geld von ihren Eltern zu lernen", sagte Dröge.

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13 Kommentare

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  • Die Thematik der Geldentwertung und immer geringer werdenden Rentenansprüche ist 10 Jahre nach Erstellung des Artikels wohl akuter denn je.

    Offensichtlich hat sich hier in einer Dekade wenig verändert. Nach wie vor gibt es Debatten um Target2-Salden und die Stabilität des Euros. Als neuer Ausweg soll hier die Digitalisierung von Währungen helfen.

    Was wir bereits nur von Kryptowährungen wie dem Bitcoin kannten, droht nun auch dem Euro. Damit verbunden ist ein noch stärkerer Eingriff in die tägliche Privatsphäre sowie eine staatliche Kontrolle.

    Hier zum nachlesen: bitcoin-2go.de/was-ist-bitcoin/

  • WG
    Walter Gerhartz

    Zum Thema EURO und es gäbe keine Inflation und erhebliche Kaufkraftverluste seit 2002:

     

     

    Solange die Staaten und die EU den "Otto Normalbürger" zur Erhebung der Inflationsstatistik immer wieder neu als politisches Gestaltungsobjekt betrachten, wird dem Bürger eine scheinbar niegrige Inflation vorgegaukelt. Die wahre Inflation seit 2002 beträgt zur Zeit ca. 70 - 75 %.

    Die Daten hierzu sind unter dem Link http://www.finanzwissen.de/privatanleger/05-vermoegen-schulden-zins/05-6-geld-geldmenge-inflation.html nachzulesen.

     

    Nicht nur das uns die Unwahrheit mitgeteilt wird, versucht man auf Politebene den Otto-Normalbürger mit Lügen die Sicht zu vernebeln. Ein Weiterso kann nur durch einen politischen und wirtschaftlichen Schnitt unterbrochen werden.

  • AS
    Andreas Suttor

    Natürlich möchte der Sparkassen- und Giroverband da helfend tätig werden - um die eigenen, meist nur mit mäßiger Rendite, dafür aber hoher Provision ausgestatteten Produkte an die jungen Kunden zu bringen. Geldanlagen bringen nur Geld, wenn man ordentlich Geld einschießt - was bei jungen Leuten eher nicht der Fall ist. Finanzkompetenz ist, nicht mehr auszugeben als man einnimmt - und sich ansonsten nicht um diesen Quatsch zu kümmern. Es gibt Wichtigeres im Leben.

  • K
    karakoram

    Würde man den Menschen Finanzkompetenz vermitteln, wüssten sie auch, dass unser Finanzsystem erst für Leute funktioniert, die Zinsgewinne (!) von mehr als ca. 17000 € (natürlich ein stark ungefähre Zahl) pro Jahr haben. Erlöst man weniger, zahlt man unterm Strich durch die hohe Zinslast auf sämtlichen Verbraucherpreisen drauf, während die Gewinnler mit dem "gut angelegten Geld" noch mehr Kohle generieren. Strategische Vermögensplanung sähe demnach so aus wie das Finale von "Fight Club": Alle Banken in die Luft jagen...

     

    Zum Thema "Wie Geld funktioniert" hier mal ein heißer Tip:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=9BrLrwbkQWQ&feature=related

     

    DAS sollte man junge Menschen lehren - was ich im Übrigen aller staatlichen Indoktrination zum Trotz in meinem Politikunterricht tue.

  • S
    stip

    Ein Grund, den ich mir gut vorstellen koennte fuer die Unwissenheit: junge Menschen, die derart wenig verdienen, erhalten ihr Geld meist als Form eines Stipendiums, BafOGs, Geschenk von den Eltern oder sonstigen "Beihilfen zum Lebensunterhalt". In diesem Fall ist es relativ egal, ob man weiss, welche Schmankerl der Staat fuer seine brav Steuern zahlenden Kinder hat, als Empfaenger eines nicht steuerpflichtigen Einkommens kann man das naemlich alles knicken. Guenstigere Krankenversicherung? Is nicht, nur die privaten nehmen einen noch zu bezahlbarem Tarif. Riester? Wohnungsfoerderung? Nicht fuer Steuerschmarotzer. Werbungskosten, Umzugskosten usw. koennen von der, nah? - STEUER abgesetzt werden. Juhu! Wer dann von 1000 Euro seine Miete, die Sozialversicherung, die Altersvorsorge, evtl. die Studiengebuehren, den Notgroschen und, ach ja, das ein oder andere Stueck Brot finanzieren soll, hat zum Schluss verstaendlicherweise einfach keinen Bock mehr auf Handelsblatt lesen.

  • H
    henry

    Ich bekomme jedesmal Existenzangst wenn ich meinen Rentenbescheid sehe. Mit Inflationsabzug werde ich wohl in die Alterarmut fallen. Trotz erfolgreich abgeschlossenen Studium habe ich nahezu keine Möglichkeit in die private Altersversorgung einzuzahlen. Ich würde mich lieber aus dem staatlichen Rentensystem verabschieden und die horrenden Abschläge für die Rentenversicherung selbst anlegen. Mir ist zwar klar das das Rentensystem auf dem Solidaritätsgedanken basiert, aber wenn die Solidarität dazu führt, dass ich mich selbst in die Abhänigkeit begebe, würde ich lieber darauf verzichten.

  • S
    speedyem

    Liebe taz, mal ehrlich: was wollt ihr den Leser/innen genau mit dem Beitrag sagen? Grundsätzlich habe ich mir die Frage gestellt, was denn eigentlich "Finanzkompetenz" ist und vor allem was ein "selbstverständlicher Umgang mit Geld" genau meint? Aber nicht nur begrifflich ist der Beitrag unterstes Niveau, auch von der Auseinandersetzung mit den Zielen der Studie.

    Im Fokus des Sparkassen- und Giroverbandes steht logischerweise die bessere Verwertung von Geld, da diese davon leben! Doch für die "jungen Erwachsenen" ist mit Geld vielfach schlicht und einfach die Frage nach dem Überleben in einer Welt angesagt die durch das Kapital regiert wird. Wenn unklar ist, wie ich das Monatsende um die Runden kommen soll, ist schlicht und einfach weder an Sparen i.e.S. noch an (staatliche?) Altersvorsorge zu denken!

    Sorry, aber unter Journalismus verstehe ich etwas anders!

  • V
    vic

    Staatliche Hilfen?

    Der "Staat" hilft nur denen, die nicht auf Hilfe angewiesen sind.

  • II
    Intrepid Ibex

    Bei dem was die Jgend verdient lohnt es sich kaum darüber Gedanken zu machen.Kein Geld --> keine Gedanken.

  • KH
    knus horlanski

    finanzkompetenz? lol. wofür brauche ich die denn -dafür dass ich mir im alter täglich 200g verschimmeltes brot und ein paar wurstpellen mehr leisten kann als andere?

  • D
    Daniel

    Was mir an dieser Stelle fehlt wäre ein Hinweis wie ich als betroffener junger Mensch ein solches Wissen erlangen kann. Gibt es zum Beispiel empfelenswerte Literatur?

  • W
    Wolfgang

    Es gibt so viele Punkte, in denen heutige junge Menschen nicht ausgebildet werden, um ihr Leben zu meistern.

    Das hier angesprochene Geld ist ein Punkt. Versicherungen gehören gleich mit dazu. Welche sind wichtig, welche unnütz?

    Aber auch: Was bedeutet Ehe? Was ist wichtig bei der Partnerwahl? Was muss man tun, um eine Ehe zu erhalten?

    Wie geht man mit dem Internet um? Wie vermeidet man Spuren? Was darf man auf keinen Fall im Internet hinterlassen?

    Warum ist Schule und Ausbildung wichtig? Was bedeutet es, von Hartz4 zu leben? Warum heißt "Null Bock" lebenslange Armut?

    Wie erkennt man Sekten, die einen der Familie, den Freunden und der Gesellschaft entfremden wollen? Wie schwer ist es, einen Rückweg daraus zu finden?

    Wohin führen Drogen oder Alkoholismus? Wie schwer ist es, davon weg zu kommen?

    Warum ist Zigarettenkonsum nicht cool? Wie schwer ist es, davon weg zu kommen? Wieviel kostet das im Jahr?

    Die Liste ließe sich beliebig erweitern.

  • F
    franziska.qu

    Ha, ha, ha. Glaubt hier wirklich jemand ernsthaft, dass die Menschen in den Einkommensbereichen von unter 1.000 Euro (was eigentlich? Brutto oder Netto?) wirklich noch etwas für ihre Altersversorgung oder gar (staun!) Vermögensplanung zurücklegen können?

    Da wurde bei der Studie "Finanzkompetenz junger Erwachsener" offensichtlich übersehen, dass 1000,- € Lohn seit der Währungsumstellung nicht den Wert von früher 2000,-DM haben!!! 2000,-DM war (zumindest Netto) ein sehr guter Lohn, 2000,- DM Brutto waren nicht viel. Aber da seit der Währungsreform (angeblich) nichts teurer geworden ist und die Umrechnung ja völlig reel erfolgte (zumindest der Löhne)hat sich im Lohn/Preisverhältnis ja scheinbar in der Wahrnehmung der Autoren dieser Studie nichts geändert. Oh, bevor ich's vergesse, in der Wahrnehmung der Menschen schon. Die Menschen im Lande bilden sich doch tatsächlich ein, dass ein Kaffe für 2,-€ nicht 2,-DM sondern umgerechnet 4,-DM kostet. Aber alles nur "gefühlt", immer mehr Menschen, gerade in den Niedrigstlohngruppen (eben unter 1000,-€) kommen mit dem arbeitend verdienten Gehalt nicht mehr zurecht und konsumieren auf Pump. Gefühlt aber nur, eh klar.

    Also, irreführend und lächerlich diese Studio. Gibt's sonst irgendwo noch eine Studie?