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Studie über AltersarmutRente reicht in Wohngemeinschaften

Besonders alleinstehende Frauen sind von Altersarmut betroffen. Insgesamt sank das Armutsrisiko für Senioren zwar. Aber nur, weil viele Rentner nicht alleine leben.

Arm im Alter: Am größten ist das Risiko in Deutschland für alleinstehende Frauen. Bild: dapd

BERLIN taz/dpa/afp | Verhalten hat sich die Vorsitzende des Bundesverbands der Rentenversicherung (DRV), Annelie Buntenbach, über eine mögliche Reduzierung der Rentenbeiträge zur Entlastung der Bürger geäußert. Für das nächste Jahr wären unter Umständen 0,1 Prozent Beitragssenkung möglich, sagte sie am Freitag in der ARD. "Das ist natürlich für den Durchschnittsverdiener ungefähr so viel wie ein Eis. Ein Eisbecher ist es nicht", sagte sie.

Nach dem Vorstoß der FDP, Steuern zu senken hatte die CDU eine Reduzierung der Sozialbeiträge ins Spiel gebracht. Buntenbach plädierte stattdessen dafür, den vorhandenen Spielraum der Rentenkassen für die Bekämpfung der Altersarmut zu nutzen. "Da kommt ein Riesenproblem auf uns zu", sagte sie.

Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ergab zwar, dass das Armutsrisiko unter Senioren in den vergangenen zehn Jahren nicht höher war als in anderen Altersgruppen. Dies sei aber nur der Fall, weil über 64-Jährige häufiger als noch vor zehn Jahren als Paar zusammenwohnen und so selbst bei schmalen Renten die Wohn- und Lebenskosten aufteilen können. "Die Mehrheit der Älteren - die in Paarhaushalten leben - hat sogar ein unterdurchschnittliches Armutsrisiko", sagte Markus Grabka, Autor der Studie.

Am meisten von der Altersarmut bedroht sind der Studie nach alleinstehende Frauen. Und auch Männer, die heute in Rente gehen erhalten im Schnitt 7 Prozent weniger, als jemand, der noch vor zehn Jahren in den Ruhestand wechselte. So erhielten Neurentner 2009 in Westdeutschland 150 Euro weniger und in Ostdeutschland 220 Euro weniger Altersbezüge als die sogenannten Bestandsrentner. Ein westdeutscher, männlicher Erstrentner komme schon heute im Durchschnitt nur noch auf eine Rente von 820 Euro.

Ein Armutsrisiko besteht laut DIW, wenn ein Haushalt weniger als 60 Prozent des sogenannten Medianeinkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. Diese Schwelle lag 2009 für einen Ein-Personen-Haushalt bei 935 Euro im Monat.

Die Gesetzliche Rentenversicherung stellt bislang die wichtigste Form der Alterssicherung dar. Doch gerade Selbstständige, die nicht in die Rentenkasse einzahlen und die sich nur unzureichend privat absichern, könnten im Alter Probleme bekommen. Denn für ältere, in Armut abgerutschte Menschen ist es nahezu unmöglich, sich aus eigener Kraft wieder auf ein höheres finanzielles Niveau zu bringen.

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6 Kommentare

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  • G
    GWalter

    Während unsere Rentner geschröpft und betrogen werden (die Inflation seit den EURO beträgt kummuliert über 50 %) erhalten die pensionierten Staatsdiener jährlich eine Erhöhung in der gleichen Größenordnung wie die Aktiven Staatsdiener.

     

    Also: RENTNER 0,99 % und Pensionäre sowohl Einmalzahlungen als auch noch saftige Prozente !!!

     

    Diese ist ein Skandal und eine Ungerechtigkeit, die zum Himmel schreit und das noch ganz besonders da die Staatsdiener im Sinne der Ökonomie "UNPRODUKTIVES PERSONAL" sind, aber die Arbeitnehmer und Rentner das BRUTOSOZIALPRODUKT erwirtschaften bzw. erwirtschaftet haben !!!!

     

    In keinem Land herrschen solche SKANDALÖSEN UNGERECHTIGKEITEN bezüglich der Altersversorgung !!!!

  • HN
    HANS NIX

    Die Studie bezieht sich leider auf die Vergangenheit. In Zukunft wird Riester wirksam: Es wird sehr viel weniger staatliche Rente ausgezahlt werden. Und den Rest müssten die Rentner sich dann bei der ARGE bzw. Jobcenter als Sozialgeld holen.

     

    Wenn die Regierungen aber weiter Steuern senken wollen, andererseits nicht gegen die Altersarmut tun wollen, dann werden wir in zehn, zwanzig und dreißig Jahren tatsächlich 70-jährige sehen, die im Müll wüllen, bei der Kirche für ne Suppe anstehen und die kaum noch Kleidung, sondern eher Fetzen tragen.

     

    Wer im Alter noch fit ist, kann vielleicht etwas dazuverdienen. Der Rest ist auf Vermögen, sprich Reichtum und Reichtümer angewiesen. Selbst wenn er eine sogenannte Riesterrente abschließt, läuft er im Alter in eine Falle, denn Riester ist eine geldwerte Leistung und wird mit Hartz verrechnet, sprich die Leute könnten lange eine Zusatzversicherung gehabt haben und dennoch in Altersarmut reinrutschen.

     

    Wer will dagegen was tun? Wer will sich damit beschäftigen?

     

    Niemand. Und das ist bereits der erste bzw. zweite Teil einer angekündigten Chronik einer Altersarmut auf Programm.

  • G
    GWalter

    Gute Konjunktur: Rentenbeitrag kann 2012 sinken

     

    "Die Deutschen können sich auf geringere Rentenbeiträge einstellen", jubelt das ehemalige Nachrichtenmagazin. Und jetzt bitte alle ganz doll festhalten: "Es sei eine Verringerung von 19,9 auf 19,8 Prozent des Bruttolohns möglich." Ja Potztausend, das sind sensationelle 0,05 Prozent "Mehr Netto vom Brutto", denn der Rentenbeitrag ist ja 50:50 zwischen Arbeitgeber und -nehmer aufgeteilt. Bei 2.000 Euro brutto wird also ein ganzer Euro mehr auf dem Konto landen. Da kann man es mal so richtig krachen lassen. Falls nicht doch noch etwas dazwischen kommt.

     

    Und sogar für die Rentner hat das ehemalige Nachrichtenmagazin eine Jubelankündigung parat: "Unter den aktuellen Annahmen sei rechnerisch eine Rentenerhöhung im nächsten Jahr um rund 1,3 Prozent möglich."

    Kurzer prüfender Blick auf die aktuelle Inflationsrate: 2,3 Prozent. Seht ihr: Der Aufschwung XXL kommt endlich an

  • G
    GWalter

    Wohin soll die Reise gehen?

     

    Das Ziel, die Renten auf Armutsniveau zu senken, das wissen wir ja schon. Deshalb lässt man durch die XXL-Wirtschaft die Rentner auch nicht an dem Wirtschaftsaufschwung teilhaben.

     

    Jetzt fängt man am anderen Ende die ruinöse Entwicklung der Renten weiter voranzutreiben.

     

    Zunächst werden die Beiträge weiter eingekürzt und dann? Dann erhalten die Arbeitgeber eine Deckelung ihres Arbeitgeberanteils, wie schon bei den Krankenkassenbeiträgen.

     

    Diese Entwicklung müssen wir nicht nur frühzeitig erkennen, sondern endlich dem Treiben der Regierenden ein Ende bereiten.

     

    "Empören wir uns lautstark!"

  • Z2
    Zyniker 2

    Gebt den Leuten endlich das bedingungslose Grundeinkommen und wir brauchen uns über zu niedrige Renten nicht mehr aufzuregen.

  • J
    Jaheira

    Ich finde es toll, dass Sie vom "Medianeinkommen" und nicht vom Durchschnittseinkommen sprechen.