Studie des Fraunhofer Instituts: Klimaschutz rettet die Wirtschaft
Eine Studie des Fraunhofer Instituts bescheinigt der Bundesregierung, dass ihr Klimapaket rund eine halbe Million neuer Arbeitsplätze bis 2020 schafft.
BERLIN taz Klimaschutz schafft Arbeitsplätze, kurbelt die Investitionen an und steigert das Bruttoinlandsprodukt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System und Innovationsforschung und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Demnach soll alleine das Klimapaket der Bundesregierung, das eine Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990 vorsieht, im selben Zeitraum eine halbe Million Arbeitsplätze schaffen. Bis 2030 sollen es weitere 300.000 Jobs sein. Zum Beispiel würden Energiesparmaßnahmen stärker nachgefragt werden, was Stellen schaffe. Derzeit arbeiten 1,8 Millionen Menschen in Deutschland im Bereich der Umwelttechnologien.
Doch die Autoren der Studie halten noch mehr Zahlen bereit, die auch für sie "überraschend" kamen, so Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. So soll das Klimapaket dazu beitragen, dass in Deutschland wieder mehr investiert wird. Derzeit liegt die Bundesrepublik mit einer Nettoinvestitionsquote von 3,8 Prozent unter dem Durchschnitt des Euro-Raums mit 7,4 Prozent. Durch die Investitionen soll wiederum das Bruttoinlandsprodukt steigen - und zwar um 50 Milliarden Euro über das Niveau, das ohne Klimaschutzmaßnahmen erzielt würde.
Wenn die Bundesrepublik weniger Kohle und Öl importiert, würde sie zudem bis 2020 rund 20 Milliarden Euro einsparen - bei einer vorsichtigen Schätzung der Ölpreisentwicklung. Dazu kommen so genannte negative Vermeidungskosten. Das sind Erlöse, die durch die sinkenden Emissionen entstehen. Jede Tonne CO2, die nicht ausgestoßen wird, spart der laut Studie 24 Euro ein. Doch die Innovationen haben ihren Preis: 31 Milliarden Euro soll die Umsetzung des Klimapakets bis 2020 kosten. Dem gegenüber erwartet das Umweltbundesamt Einsparungen durch den geringeren Energieverbrauch in Höhe von 36 Milliarden Euro.
Die Autoren der Studie gehen noch einen Schritt weiter: "Wir brauchen eine dritte industrielle Revolution", forderte Schellnhuber. Daran müsse sich jeder Einzelne durch klimaschonendes Verhalten beteiligen. S. BERGT
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